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Dr. Walter Rogg und die WRS – eine Erfolgsgeschichte von 28 Jahren

Vita von Dr. Walter Rogg

Geboren 1957 in Ravensburg, legte Rogg dort 1976 das Abitur an einem humanistischen Gymnasium ab. Ab 1978 studierte er in Tübingen Politische Wissenschaften, erhielt im April 1985 den Magister Artium und wurde bereits im Oktober desselben Jahres zum Doktor der Sozialwissenschaften mit der Note „magna cum laude“ promoviert. Die Dissertation mit dem Titel „Determinanten kommunalen Wahlverhaltens in Baden-Württemberg, dargestellt am Beispiel der Stadt Ravensburg“ basierte auf einer dreijährigen Recherche aus der auch bereits die Magister-Arbeit hervorgegangen war.

Bis 1986 absolvierte Rogg ein Volontariat bei der Schwäbischen Zeitung in Leutkirch und war vor allem in den Ressorts Wirtschaft, Politik und Stuttgart aktiv. „Das war eine sehr intensive Zeit, in der ich fast täglich unterwegs war, neue Leute kennenlernen und über die verschiedensten Themen schreiben durfte und aus Fehlern lernen. Unter anderem sollte ich einmal einen Bericht über die Bundesjugendspiele in Leutkirch verfassen und musste auch gleich noch die Fotos zum Beitrag schießen. Vor Ort gab ich alles, legte mich für eine Aufnahmen sogar in die Sprunggrube. Zurück in der Redaktion dann der Schock: Ich hatte vergessen, einen Film einzulegen! Also musste ich innerhalb kurzer Zeit einen einseitigen Zeitungsbericht schreiben – ohne ein einziges Foto. Das muss furchtbar ausgesehen haben.“

Dr. Walter Rogg, Geschäftsführer der Wirtschaftsförderung Region Stuttgart GmbH in den Jahren 1995-2023
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Im Anschluss an das Volontariat nahm Rogg eine Stelle beim Südwestfunk an und war dort als Redakteur und Reporter mit den Schwerpunkten Wirtschaft und Landespolitik für das Radio in Tübingen und Stuttgart tätig. „Einmal begleitete ich Martin Herzog, den damaligen Wirtschaftsminister Baden-Württembergs, nach Kanada. Auf der Reise lernten wir uns kennen und Herzog bot mir an, in die Öffentlichkeitsabteilung seines Ministeriums zu wechseln.“

Rogg sagte zu und wurde 1987 Referatsleiter in der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit und der Standortwerbung des Wirtschaftsministeriums Baden-Württemberg. „In dieser Zeit musste ich lernen, den Wechsel vom Journalisten hin zum Pressesprecher zu meistern. Beispielsweise teilte ich mit einem ehemaligen Kollegen von der Zeitung ungezwungen meine Einschätzung zu den Risiken der Kernenergie. Am nächsten Tag las ich das dann als offizielle Verlautbarung der Pressestelle in der Zeitung – in eklatantem Widerspruch zu den Aussagen von Minister Herzog.“

Nach zwei Jahren als Pressesprecher beim Wirtschaftsministerium wechselte Rogg Ende 1989 als Leiter des Baden-Württemberg-Büros der Gesellschaft für Internationale Wirtschaftliche Zusammenarbeit Baden-Württemberg (heute Baden-Württemberg-International) in die damalige DDR. „Diesen Wechsel hatte ich auch einem glücklichen Zufall zu verdanken. Am Abend des 9. November 1989, als in Berlin die Mauer fiel, brachte ich eine Pressemitteilung ins Staatsministerium. Selbstverständlich sprachen dort alle über die Ereignisse in Berlin, auch Ministerpräsident Lothar Späth und mein damaliger Chef, Wirtschaftsminister Hermann Schaufler. Man fragte mich nach meiner Meinung und da ich mich im Rahmen meines Studiums mit der DDR beschäftigt hatte, konnte ich umfassend antworten. Minister Schaufler fragte mich daraufhin, ob ich die Leitung des Büros für wirtschaftlich-technische Zusammenarbeit zwischen Sachsen und Baden-Württemberg übernehmen wolle.“

Walter Rogg zog wenig später nach Dresden. „Wir hatten unser Büro erst wenige Stunden eröffnet, als sich davor schon eine mehrere hundert Meter lange Schlage wartender Menschen gebildet hatte. Alle, deren Anliegen sich in irgendeiner Form auf die Zusammenarbeit zwischen Sachsen und Baden-Württemberg bezog, kamen zu uns. Das war damals eine Zeit höchsten Idealismus und ich denke noch heute gern daran zurück.“ Als Leiter des Büros für wirtschaftlich-technische Zusammenarbeit konnte Rogg etwa 400 Kooperationen zwischen baden-württembergischen und sächsischen Unternehmen vermitteln.

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Unter den Ministerpräsidenten Kurt Biedenkopf und Erwin Teufel wurde das Verbindungsbüro dann in eine Wirtschaftsfördergesellschaft umgewandelt. „Die sächsische Wirtschaft lag damals am Boden. Es war klar, hier wird eine Wirtschaftsförderung benötigt.“ Als der sächsische Ministerpräsident Biedenkopf dafür einen Geschäftsführer suchte, bewarb sich Rogg. Biedenkopf hielt den damals 33-Jährigen aber für zu jung. „Ich habe ihm dann auf den Kopf zugesagt, dass er selber nur unwesentlich älter war, als er Universitätsrektor wurde. Das hat ihn wohl nachdenklich gemacht, denn er gab mir den Job – aber erst einmal auf Probe.“ Walter Rogg teilte sich die Geschäftsführung mit dem aus der DDR stammenden Physiker Harald Röthig, der auch in der Bürgerbewegung aktiv gewesen war. Als Gründungsgeschäftsführer und Vorsitzender der Geschäftsführung baute Rogg die Wirtschaftsförderung Sachsen in den nächsten vier Jahren mit auf. „Das war natürlich eine äußerst spannende Zeit. Man stand in engem Austausch mit dem Ausland, gerade auch der damaligen Sowjetunion. Unser Ziel war es, die Region um Dresden als internationales Zentrum der Chip-Produktion zu etablieren. Und es gelang uns, die erste Investition eines japanischen Unternehmens in Ostdeutschland maßgeblich mitzugestalten.“

Nach vier Jahren zog es Rogg zurück in die Heimat. „Die Stelle als Geschäftsführer der neu gegründeten WRS war äußerst reizvoll. Die Region Stuttgart machte damals eine schwere Krise durch, 100.000 Arbeitslose im Automobilsektor. Krise kannte und konnte ich dank meiner Erfahrungen in Sachsen.“ Rogg konnte sich dann auch gegen drei andere qualifizierte Bewerber durchsetzen und trat am 18. August 1995 seine Stelle bei der WRS an.

Die WRS: Unterstützung der regionalen Wirtschaft seit 1995

Während Roggs Zeit als Geschäftsführer wurden einige wegweisende Projekte und Aktionen durch die WRS vorangetrieben und erfolgreich umgesetzt. Mit der Kampagne „Move Back“ bewegte die WRS 2001 in den USA deutsche Auswanderer*innen aus der IT-Branche zur Rückkehr in die Region Stuttgart. Tagelang schrieben Flugzeuge die Worte ‚Move Back‘ über US-amerikanische Großstädte in den Himmel. Im Jahr darauf startete das „Esslinger Modell“, eine bundesweit einmalige Wirtschaftsförderungs-Kooperation zwischen dem Landkreis Esslingen und der WRS, die von allen anderen Landkreisen und der Landeshauptstadt Stuttgart übernommen wurde. 1998 wurde auf Initiative der WRS die Film Commission Region Stuttgart nach amerikanischem Vorbild gegründet, 2000 folgte die Film- und Medienfestival gGmbH und 2004 das Pop-Büro Region Stuttgart.

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Meilensteine

In die Zeit von Dr. Walter Roggs Geschäftsführung fällt unter anderem:

• Die Gründung von Pop-Büro Region Stuttgart, Film Commission Region Stuttgart, BioRegio STERN Management GmbH, Hochschul- und Wissenschaftsregion Stuttgart e.V., Internationale Bauausstellung 2027 StadtRegion Stuttgart GmbH, Gigabit Region Stuttgart GmbH und der KI Allianz Baden-Württemberg
• Die Initiierung des regionalen Modells der Kreiswirtschaftsförderung und der Kompetenzzentren-Initiative
• Die Fachkräftekampagne Move Back, die weltweit für Aufmerksamkeit sorgte

Seit dem Jahr 2000 gibt es die von der WRS initiierten Kompetenz- und Innovationszentren, die Akteur*innen entsprechender Technologiebereiche aus Wirtschaft und Wissenschaft miteinander vernetzen und so zur schnelleren Umsetzung von Forschungsergebnissen in marktfähige Produkte beitragen. Bereits 1997 hatten alle 179 Kommunen der Region Stuttgart dank der WRS eine eigene Webpräsenz und waren damit die Ersten in Deutschland. Auf dem sogenannten „Marktplatz Region Stuttgart“ konnten sich die Kommunen, regionale Unternehmen und Einrichtungen aller Art präsentieren. Schon 2001 initiierte die WRS mit der „f-cell“ einen internationalen Kongress zum Thema Brennstoffzelle und Wasserstoff. 2012 wurde die Region Stuttgart eines von vier deutschen Schaufenstern für Elektromobilität. Die WRS organisierte dabei das „LivingLab“, in dem Elektromobilität in der Praxis erforscht wurde. Im Rahmen des Bundesförderprogramms Modellregion Elektromobilität, in dem die WRS die Konsortialführung für die Region Stuttgart übernahm, entwickelte Porsche ab 2011 drei elektrische Fahrzeuge. Diese Ergebnisse flossen später in die Entwicklung des vollelektrischen Porsche Taycan. 2010 wurde auf Initiative der WRS und zusammen mit zahlreichen namhaften Partnern die Fachkräfteallianz Region Stuttgart gegründet, die sich seither für die Sicherung und Gewinnung von Fachkräften in der Region einsetzt. Dieselben Partner schlossen sich ebenfalls auf Anregung der WRS 2018 zum Transformationsbündnis Automobilwirtschaft Region Stuttgart zusammen. Seitdem begleitet das Bündnis den Strukturwandel in der Automobilbranche aktiv.

Gemeinsam mit der Landeshauptstadt Stuttgart eröffnete die WRS 2014 das Welcome Center Stuttgart, das seitdem Anlaufstelle für Neubürger*innen in der gesamten Region ist. Der dort angesiedelte Welcome Service Region Stuttgart der WRS berät dezidiert internationale Fachkräfte beim Ankommen und Unternehmen beim Anwerben und Integrieren von Fachkräften aus dem Ausland.

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Seit 2022 koordiniert, moderiert und organisiert die WRS den Q-Guide Region Stuttgart. Er bündelt die Weiterbildungsangebote und -services der 15 Partnereinrichtungen des Weiterbildungsverbunds Region Stuttgart und bietet Weiterbildungsverantwortlichen regionaler Unternehmen umfassende Unterstützung.
Seit ihrem Bestehen hat die WRS selbstverständlich auch zahlreiche Unternehmens-Ansiedlungen begleitet und unterstützt. Beispielsweise die Ansiedlung von Thales 2011 in Ditzingen oder die des Bosch-Forschungszentrums 2012 in Renningen. Bereits 1997 rief die WRS das Immobilienportal Region Stuttgart ins Leben, auf dem Gewerbe- und Büroflächen gesucht und angeboten werden können. Zwei Jahre später folgte die erste Ausgabe des regionalen Immobilienmarktberichtes, der seither alle zwei Jahre die aktuelle Situation des Gewerbeimmobilienmarktes darstellt. Den regionalen Gemeinschaftsstand auf Europas größter Immobilien-Messe, Expo Real, organisiert die WRS seit 2000, den ImmobilienDialog Region Stuttgart, die wichtigste Veranstaltung der regionalen Immobilienwirtschaft, seit 2008.
Verschiedene Ausgründungen wurden von der WRS ebenfalls auf den Weg gebracht. Die BioRegio Stern Management GmbH kümmert sich seit 2001 um die Biotechnologie und Medizintechnik in den Regionen Stuttgart und Neckar-Alb.

Die 2003 gegründeten Business Angels Region Stuttgart werden seit 2012 von der Business Angels Region Stuttgart Beteiligung GmbH dabei unterstützt, höhere Beträge zu investieren und Risiken zu streuen. Seit 2011 vernetzt die Hochschul- und Wissenschaftsregion Stuttgart e.V. regionale Hochschulen und sorgt für eine verbesserte Wahrnehmung der Region als Hochschul- und Wissenschaftsstandort. Die Internationale Bauausstellung 2027 StadtRegion Stuttgart GmbH organisiert seit 2017 eine Internationale Bauausstellung für das Jahr 2027 in der Region Stuttgart. Die Gigabit Region Stuttgart GmbH bringt seit 2019 strategisch Glasfaser in die Region. Den Berufszweig Servicetechnik unterstützt die WRS seit 2020 mit dem Serviceverbund Region Stuttgart. Die Kampagne HiTech! wirbt seit 2022 um internationale Start-ups und Fachkräfte für die Region Stuttgart, „#SoistS“ macht seit 2017 die Region erlebbar und stärkt das regionale Wir-Gefühl. Mit der KI-Allianz Baden-Württemberg stärken wir seit 2023 das Ökosystem Künstliche Intelligenz im Land.

Mit Rogg als Geschäftsführer leistet die WRS also seit 1995 ihren Beitrag zur wirtschaftlichen Entwicklung der Region Stuttgart, indem sie Kooperationen stärkt, Raum bietet, Zukunft gestalten hilft und immer wieder für Neues bereit ist. „Unsere Ziele können wir nur in Zusammenarbeit mit Unternehmen, Kammern und Verbänden, Städten, Gemeinden und Landkreisen, Gewerkschaften sowie der Wissenschaft und Forschung erreichen“, so Rogg. Das hieße, immer wieder zu überzeugen und zu motivieren, hieße, mit Offenheit, Kompetenz und Begeisterung zu agieren und sich zum richtigen Zeitpunkt über das richtige Thema mit den richtigen Partnern zu verständigen. Dass das immer wieder gelinge, werde durch die Gesellschafter im Aufsichtsrat als wichtige Partner wesentlich ermöglicht.
In die Zukunft der Region Stuttgart blickt Rogg voll Zuversicht: „Die Region hat sich in ihrer Geschichte oft großen Umbrüchen und Veränderungen zu stellen gehabt. Sie hat sie alle gemeistert und stand anschließend besser da als zuvor. Aber es braucht eine große Kraftanstrengung und einen gemeinsamen Willen.“

Die Kolleg*innen der WRS danken Dr. Walter Rogg für 28 erfolgreiche Jahre und wünschen ihm für die Zukunft alles Gute. Sein Nachfolger als Geschäftsführer wird ab 1. August 2023 Michael Kaiser sein.

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Publikationen

2003 veröffentlichte Rogg zusammen mit Richard Reschl das Buch „Kommunale Wirtschaftsförderung. Standortdialog und Standortentwicklung in Kommunen und Regionen

Weitere Aufgaben von Dr. Walter Rogg

• Aufsichtsratsvorsitzender der Film- und Medienfestival gGmbH
• Aufsichtsratsvorsitzender der Gigabit Region Stuttgart GmbH
• Aufsichtsratsmitglied der BioRegio STERN Management GmbH
• Aufsichtsratsmitglied der Internationale Bauausstellung 2027 StadtRegion Stuttgart GmbH
• Geschäftsführer des Vereins Kommunaler Pool Region Stuttgart e.V.
• Co-Geschäftsführer der Regio Stuttgart Marketing und Tourismus GmbH
• Co-Sprecher Fachkräfteallianz Region Stuttgart
• Bündnispartner Transformationsbündnis Automobilwirtschaft Region Stuttgart
• Mitglied des Transformationsrat Automobilwirtschaft Baden-Württemberg
• Mitglied des Strategiedialogs Automobilwirtschaft Baden-Württemberg
• Vorstand der KI Allianz Baden-Württemberg
• ständiger Gast im Vorstand Hochschul- und Wissenschaftsregion Stuttgart e.V.
• Mitglied der Freundeskreis Stiftung Marktwirtschaft e.V.
• Mitglied der Vereinigung Baden-Württembergische Wertpapierbörse zu Stuttgart e.V.
• Mitglied des Kuratoriums Evangelische Akademie Bad Boll
• Mitglied des Kuratoriums Diözese Rottenburg Stuttgart
• Mitglied des Universitätsrat Hohenheim
• Mitglied des Verwaltungsrats des Studierendenwerks Stuttgart
• Mitglied des Beirat der WiF Wirtschafts- und Innovationsförderungsgesellschaft für den Landkreis Göppingen mbH
• Mitglied des Beirats des IWS Immobilienwirtschaft Stuttgart e.V

Liste weiterer Aufgaben

Eine PDF der Liste weiterer Aufgaben von Dr. Rogg können Sie hier herunterladen

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