Der Wirtschaftsausschuss des Verbands Region Stuttgart hat heute neun Projekten, die die nachhaltige Mobilität voranbringen, einen finanziellen Zuschuss zugesagt. Diese erhalten fürs nächste Jahr aus dem regionalen Förderprogramm rund 1,1 Millionen Euro – für den Ausbau von Pedelecstationen an Bahnhöfen, die Verknüpfung von Elektromobilität im privaten und beruflichen Alltag oder für den interkommunalen e-Bürgerbus im Raum Bad Boll.
Bereits vier Monate nach der ersten Vergaberunde für 2012 wurden nun insgesamt 21 Vorschläge eingereicht, die vom Verband und der Wirtschaftsförderung Region Stuttgart GmbH (WRS) inhaltlich bewertet und für die interfraktionelle Arbeitsgruppe aufbereitet wurden. Es hatten sich alles in allem 60 Projektpartner um die regionalen Fördergelder beworben. Neun Projektideen hat die Jury als „sehr positiv und wichtig für die Region“ bewertet und zur Förderung vorgeschlagen. Bewertungskriterien waren etwa Innovationsgrad, regionale Alleinstellungsmerkmale, kurzfristige Umsetzbarkeit und Öffentlichkeitswirksamkeit. „Damit wurde schon im ersten Jahr des Förderprogramms deutlich, welches enorme Potenzial in der Region Stuttgart zum Thema nachhaltige Mobilität vorhanden ist“, so Wirtschaftsdirektor Dr. Jürgen Wurmthaler vom Verband Region Stuttgart und WRS-Geschäftsführer Dr. Walter Rogg.
Neben den sofort bewilligten Projektförderungen erhält die Landeshauptstadt Stuttgart die Möglichkeit, ihren Antrag für das neue Zentrum für Elektromobilität 2.0 im Neckarpark im Sinne einer stärkeren regionalen Ausrichtung zu überarbeiten und außerhalb der Fristen einzureichen. Alle neun in der zweiten Runde geförderten Projekte erhalten eine 50-Prozent-Kofinanzierung. In einer ersten Runde im Juli 2012 sind bereits für drei Projekte regionale Mittel bewilligt worden. Insgesamt stellt das regionale Förderprogramm zwischen 2012 und 2016 für nachhaltige Mobilität in der Region Stuttgart 7,5 Millionen Euro zur Verfügung.
Die geförderten Projekte im Überblick:
Waiblingen eMOBIL
Waiblingen will ein umfassendes Angebot aufbauen, um Elektromobilität im privaten und beruflichen Alltag erfahrbar zu machen. Die Stadtverwaltung schafft zwei Elektroautos an, die von Bürgern und städtischen Angestellten genutzt werden können und mit Ökostrom betrieben werden. Zwei weitere Dienstfahrzeuge werden von der Parkierungsgesellschaft und den Stadtwerken im Alltagsbetrieb eingesetzt. Eine Beratungs- und Informationsstelle rund um die Mobilität und eine Internetplattform ergänzen das Gesamtpaket. Die Begleitforschung setzt auf Nutzungs- und Akzeptanzanalysen und bereitet die Ergebnisse des Projekts für die Öffentlichkeit auf. Laufzeit 2013 bis 2015, Fördersumme: 179.158 Euro.
Solarstromtankstelle für den Parkplatz der Dualen Hochschule
Nachhaltige Mobilität und Elektromobilität sollen in den Lehrbetrieb der Dualen Hochschule Baden-Württemberg in Stuttgart Einzug halten. Dazu installiert die Hochschule auf dem Dach eine Fotovoltaikanlage zur Erzeugung von Solarstrom sowie eine Stromtankstelle vor dem Hauptgebäude, die Stellplätze für zwei Elektroautos und zwei E-Bikes bereitstellt. Die Hochschule kauft zudem zwei E-Bikes und verleiht diese kostenlos an Studierende, Mitarbeiter und Professoren, um Elektromobilität erfahrbar zu machen. Studenten, Mitarbeiter und Besucher der DHBW können zudem die PKW-Stromtankstelle kostenlos nutzen. Die Fakultät Technik der Hochschule will das Thema nachhaltige Mobilität in ihr Lehrprogramm einbinden. Laufzeit: 2013, Fördersumme: 29.250 Euro.
Nachhaltige Mobilität und Wohnen in Stuttgart-Fasanenhof
In Stuttgart-Fasanenhof werden die Themen nachhaltige Mobilität und Wohnbau miteinander verknüpft. Die Gesellschaft für Wohnungs- und Gewerbebau Baden-Württemberg stellt beim Wohnprojekt Europaplatz drei E-Smarts und fünf bis acht Pedelecs sowie Ladeinfrastruktur zur Verfügung. Neben Eigentümern und Mietern sollen vor allem die Kurzzeitmieter in Boardingwohnungen angesprochen werden. Es werden innovative nutzerfreundliche Abrechnungssysteme erprobt, zum Beispiel über die Nebenkostenabrechnung. Die Dokumentation der Fahrten soll für weitere Wohnbauprojekte und Kommunen nutzbare Erkenntnisse darüber erbringen, ob und wie durch Carsharing-Angebote die Anzahl der erforderlichen Stellplätze reduziert werden kann. Laufzeit 2013 bis 2015, Fördersumme: 100.585 Euro.
Interkommunaler e-Bürgerbus Raum Bad Boll
Zwei E-Bürgerbuslinien im Raum Bad Boll sollen die auf die Stadt Göppingen ausgerichteten ÖPNV-Angebote durch Querverbindungen ergänzen. So entsteht ein zusätzliches Angebot auf Strecken, die ansonsten nicht bedient werden. Um den Anschluss an bestehende ÖPNV-Angebote zu gewährleisten, sollen eine dynamische Fahrer- und Fahrgastinformation an den Verknüpfungshaltestellen eingerichtet und die Bürgerbuslinien an die zentrale Datendrehscheibe Baden-Württemberg angebunden werden. Es sind zwei Linien vorgesehen: Aichelberg-Eckenwälden-Bad Boll sowie Schlierbach-Hattenhofen-Zell unter Aichelberg. Da E-Busse in der Größe eines Bürgerbusses noch nicht vorhanden sind und erst umgerüstet werden müssen, verfolgt das Projekt gleichzeitig einen Entwicklungsansatz. Laufzeit: 2013 bis 2015 , Fördersumme: 320.569 Euro
Betriebliches Mobilitätsmanagement in Ludwigsburg
Die Stadt Ludwigsburg dehnt ihre Mobilitätsmanagementberatung auf kleinere Firmen aus. Bisher war das Angebot auf einzelne, meist größere Unternehmen, beschränkt. Ziel ist die stärkere Nutzung der Verkehrsmittel des Umweltverbundes in der Stadt, innovativer Verkehrskombinationen und möglichst energiesparender Kraftfahrzeuge. Zudem ist die Einrichtung eines Mobilitätsportals vorgesehen. Laufzeit 2013 bis 2015, Fördervolumen 79.000 Euro.
TrolleyPlus – Batteriegestützter Obus Esslingen
Batterieelektrische Busse werden auf dem bestehenden Oberleitungssystem für Obusse und Trolleybusse eingesetzt. So können die Batterien während des Betriebs über die Oberleitung und mit Hilfe von Bremsenergie nachgeladen werden. Es werden vier Hybridoberleitungsbusse beschafft und auf einer Pilotlinie eingesetzt. So soll der Anteil rein elektrischen Fahrens um 60 Prozent erhöht werden, ohne dass Investitionen in neue Infrastruktur notwendig sind. Zudem wird die Emission von Kohlendioxid, Feinstaub, Luftschadstoffen und Lärm reduziert. Laufzeit 2013 bis 2015, Fördervolumen 398.362 Euro
Bahnhof der Zukunft – Stadt Fellbach
Der Fellbacher Bahnhof soll zur Drehscheibe für innovative und nachhaltige Mobilität um- und ausgebaut werden. Ziel des Konzeptes ist es, Mobilität ohne Auto attraktiv zu gestalten und Lkw-Verkehr auf die Schiene zu verlagern. Zu den geplanten Maßnahmen gehört die Einrichtung von zwei öffentlichen Elektrozapfsäulen sowie drei Ladesäulen im Rahmen des Projektes E-Car2go, eine Pedelec-Leihstation, eine Mobilitätszentrale, die Einrichtung eines Fahrradparkhauses mit 150 Parkplätzen sowie eine Bahnsteigüberdachung mit Fotovoltaik. Ein Industriegleisanschluss für den Schwerlasttransport soll reaktiviert werden. Laufzeit 2013 bis 2018, Fördervolumen 299.000 Euro.
Vernetzung Elektro-2-Rad-Mobilität in der Region „NETZ-E-2-R“
Zu drei Standorten in der Region Stuttgart, an denen bereits Ausleihstationen für Pedelecs aufgebaut werden, kommen noch weitere elf hinzu. Ziel ist es, dass Bahnreisende ihre Fahrt statt mit dem Auto verstärkt mit dem Pedelec fortsetzen können. Durch den Ausbau soll die Rückgabe der Pedelecs an anderen Stationen möglich werden, was die Anzahl der Fahrgäste erhöhen und zu einer Kostensenkung führen soll. Vor allem für Touristen, etwa für Radwandertouren, wird die Einwegnutzung als attraktiv angesehen. Eine feste Zusage für den Bau der Pedelecstationen gibt es derzeit von Herrenberg, Kirchheim am Neckar, Holzgerlingen, Esslingen, Wendlingen, Plochingen, Filderstadt, Vaihingen an der Enz, Waiblingen, Ludwigsburg und Schorndorf. Je nach Ausrichtung sind die Stationen mit zehn oder 20 Leihpedelecs ausgestattet und bieten zusätzliche Unterstellmöglichkeiten für private Pedelecs. Die Energieversorgung erfolgt über Solaranlagen. Die Mobilitätskarte des VVS soll als Abrechnungs- und Zugangsmedium eingesetzt werden. Laufzeit 2013 bis 2015, Fördervolumen 899.250 Euro.
Carsharing Renningen
Das bereits bestehende Carsharing Angebot in Renningen mit insgesamt 19 Fahrzeugen soll schrittweise auf Elektroautos umgestellt und stärker in die Angebote des öffentlichen Nahverkehrs integriert werden. Dafür sind zwei neue Standorte an Umsteigepunkten zum ÖPNV mit jeweils zwei Elektrofahrzeugen und zwei dazugehörigen Fahrradboxen geplant, in denen denen Carsharing-Nutzer ihre Fahrräder sicher abstellen können. Insgesamt ist die Anschaffung von zehn Elektrofahrzeugen vorgesehen und es sollen neun Ladestationen an verschiedenen Standorten errichtet werden. Darüber hinaus soll die Mobilitätskarte des VVS als neues Zugangssystem eingeführt werden. Eine Dokumentation der Einführung soll die Übertragbarkeit auf weitere Kommunen erleichtern.
Laufzeit 2013 bis 2015, Fördervolumen 167.496,80 Euro.
Sonderfall: Zentrum für Elektromobilität 2.0
Das ehemalige Zentrum für Elektromobilität in Stuttgart wird zum regionalen Zentrum für Elektromobilität 2.0, das am Standort der SSB im Neckarpark entsteht. Seine Aufgabe ist es, die Bevölkerung über die Entwicklung und Nutzungsmöglichkeiten der Elektromobilität zu informieren und Elektromobilität erfahrbar machen. Zudem enthält es als Pilotprojekt eine Schauwerkstatt, in der neue Qualifizierungs- und Schulungskonzepte für verschiedene Beschäftigungsgruppen entwickelt und ein herstellerunabhängiger Leitfaden zur Ausstattung einer Werkstatt für Elektrofahrzeuge erarbeitet werden. Laufzeit 2013 bis 2015, Fördervolumen 138.776 Euro. Die Landeshauptstadt Stuttgart als Antragsteller erhält die Möglichkeit, den Antrag im Sinne einer stärkeren regionalen Ausrichtung zu überarbeiten und später einzureichen