Mit Latz oder ohne Latz? Lieber Klett- Klapp- oder Steckverschluss? Oder noch einen Leasingkoller, Ärmelventile, Hammerschlaufe sowie Reflexpaspeln dazu? In Hellrot, Sandbraun oder Anthrazit? Aus Monteurköper, Fischgrat, Broken Twill oder Ripsmoleskin? Diese bunte Auswahl findet sich in der Welt der Berufstextilien. Die Kübler-Gruppe aus Plüderhausen (Landkreis Rems-Murr) kleidet alle diejenigen ein, die nicht in der Einheitskluft von mausgrauer bis dunkelblauer Businessanzüge zur Arbeit gehen, sondern in robuster und praktischer Kluft ihr Geld verdienen – sei es als Flaschner oder Forstwirt, beim Einsatz im Metallbau oder in der Petrochemie. Hier müssen die Materialien auch mal flüssigem Eisen und Chemikalien trotzen.
Das Familienunternehmen hat rund 10.000 Artikel im Programm. „Jeder Berufszweig stellt andere Anforderungen. Unsere Aufgabe ist es, hier die passende funktionelle Auswahl zu bieten,“ sagt Geschäftsführer Roland Simon. Wer nicht in klimatisierten Büros auf ergonomisch geformten Stühlen seiner Arbeit nachgeht, bevorzugt Bekleidung, die je nach Tätigkeit schmutzabweisend, schlagfest, hitzebeständig ist oder auch UV-Strahlen abhält. „Der Handel und unsere Endkunden verbinden mit der Marke Kübler vorbildliche Qualität, hohen Tragekomfort und durchdachte Funktionen, die den Arbeitsalltag erleichtern“.
Testbetrieb und Feuerwehr zugleich
Neben arbeitsspezifischen Vorgaben erwarten die Kunden dennoch modernes, zeitgemäßes Design, ansprechende Farben, kombinierfähige Kleidungsstücke sowie eine umfangreiche Größenauswahl. „Die Ansprüche der Nutzer sind stark gestiegen“, beschreibt Geschäftsführer Roland Simon die Herausforderung vor der das Unternehmen steht – „und das alles ab Lager innerhalb von 24 Stunden.“ Die Kübler-Kunden schätzen diesen Service ebenso wie die enorme Größenauswahl. So hat sich das Unternehmen aus der Region Stuttgart in den vergangenen 50 Jahren einen Spitzenplatz im Workwear-Markt in Deutschland und Ungarn erarbeitet.
Eine besondere Rolle kommt der Fertigung in Plüderhausen zu. „Mit unseren äußerst versierten Mitarbeitern fungiert die Produktion in Plüderhausen als Testbetrieb und Feuerwehr zugleich“, konkretisiert Bernd Meyer, als Geschäftsführer zuständig für Beschaffung und Entwicklung die Bedeutung für die gesamte Produktion, die mit den Ansprüchen der Anwender in den letzten Jahren weiter gestiegen sei. Hier lassen sich neue Serien fertigungstechnisch optimieren, Engpässe kurzfristig ausgleichen oder Programmergänzungen und anspruchsvolle Sonderanfertigungen realisieren. „Mit unserem Mix an Produktionsstätten in Europa, Afrika und Asien können wir die Anforderungen der Kunden in punkto Qualität, Preis und Lieferzeit individuell bedienen.“
Die Latzhose macht“s
Kübler setzt seit jeher nicht auf kurzlebige Trends und schnelle Gewinne, sondern auf Qualität und solides Wachstum – typisch für ein Familienunternehmen, in dem neben Thomas Kübler, dem Sohn des 2011 verstorbenen Gründers mittlerweile zwei weitere Geschäftsführer die Geschicke der Firma lenken. 1956 begann Paul H. Kübler als gelernter Textilkaufmann mit seiner Frau Liesel und fünf Näherinnen in Schorndorf Arbeitsanzüge, blaue Latzhosen und Berufsmäntel herzustellen. Seine erste Erfindung, den Clipo-Verschluss an Latzhosen, ließ er sich schützen. Das praktische Kleidungsstück wurde das erfolgreichste Produkt in der frühen Geschichte der Firma. Der Gründer baute die Firma konsequent weiter und rüstete es frühzeitig für die Umwälzungen in der Textilbranche.
Bereits in den 70er Jahren brachte er das Unternehmen durch eine Produktionspartnerschaft in Ungarn auf internationalen Kurs. 1985 kam es zur ersten Kooperation in China. Seit 1992 fertigt Kübler in Ungarn im eigenen Werk. Im Jahr 1996 übernahm das Unternehmen den traditionsreichen Berufsbekleidungshersteller Kempel. „Als Tochtergesellschaft ergänzt sie unser Angebot optimal“, sagt Simon. Die Kübler Gruppe mit den beiden Berufsbekleidungsmarken Kübler und Kempel beschäftigt derzeit 450 Mitarbeiter. In Plüderhausen arbeiten 240 Menschen, rund 100 davon in der eigenen Fertigung. Während andere Berufsbekleidungshersteller ihre deutschen Produktionsstandorte schon vor Jahren aufgegeben haben, sieht Geschäftsführer Simon in der hiesigen Fertigung einen klaren Wettbewerbsvorteil.
Zukunftsmarkt Schutzkleidung
National und international sieht man bei Kübler ein großes Wachstumspotenzial im Bereich der persönlichen Schutzausrüstung (PSA). „Dieser Bereich, den wir seit einigen Jahren verstärkt ausbauen, entwickelt sich besonders positiv“, sagt Simon. Das Angebot umfasst den Schutz vor Hitze, Flammen, Chemikalien, Störlichtbogen und elektrostatischen Entladungen sowie Warn-, Wetter- und Kälteschutz einschließlich multifunktionaler Schutzbekleidung. Die gängigsten Normenkombinationen bietet das Unternehmen aus Plüderhausen als Standardware ab Lager an. „Im Projektgeschäft konnten Kübler durch Know-how und Flexibilität bei Sonderlösungen große Aufträge an Land ziehen.“ So stattete das Unternehmen zahlreiche Stadtwerke und Industrieparks mit individuellen Bekleidungskonzepten aus.
„Neben der Erfüllung der jeweils neusten Normen legen wir bei der Entwicklung aller Kleidungsstücke großen Wert auf die tragephysiologischen Eigenschaften“, so Meyer. Vorgeformte Ärmel oder Knie, Bewegungsfalten bescheren dem Träger mehr Bewegungsfreiheit. Das sogenannte „Schanzenprinzip“ sorgt dafür, dass sich Schweißtropfen nicht an den Innensäumen festsetzen. „Wie überall, gilt es, Veränderungen zu beobachten, sei es in der Arbeitswelt oder was die Produktionsprozesse angeht. Vielleicht wird irgendwann einmal Berufsbekleidung überhaupt nicht mehr genäht, sondern nur noch geschweißt – wie im Sport- und Outdoorbereich.“