Brüssel II: Parkhaus als Publikumsmagnet

Region Stuttgart präsentiert sich mit „Creative Engineering“ in Brüssel - Kreatives Know how aus der Region Stuttgart macht Europapolitik verständlich

BRÜSSEL: Installationen, beleuchtete Modelle, digitale Medientische. Wer das Parlamentarium in Brüssel besucht, unternimmt eine interaktive, virtuelle Reise durch Europa. Er erlebt die Arbeitsweise des europäischen Parlaments in einem beeindruckenden 360 ° Film. „Wir haben ein Wissenschaftsmuseum zu einem politischen Thema geschaffen“, sagt Uwe R. Brückner. Sein Stuttgarter Atelier gestaltete aus einem früheren Parkhaus das Besuchszentrum des Europäischen Parlaments in Brüssel. Seit Oktober 2011 machten sich über 1,3 Millionen Besucher auf die ansprechende Entdeckungsreise durch Europa – 30.000 Inhalte in 24 Sprachen.  

Kreativwirtschaft als „gesamtwirtschaftlicher Innovationstreiber“
Kaum jemand weiß, dass der Publikumsmagnet in Brüssel mit kreativem Know how aus der Region Stuttgart entstanden ist. Dabei ist die Kreativwirtschaft für die Region Stuttgart doch ein „gesamtwirtschaftlicher Innovationstreiber“, wie es Regionaldirektorin Dr. Nicola Schelling bei der Veranstaltung „Creative Engineering“ am Dienstagabend in der Landesvertretung Baden-Württembergs in Brüssel sagte. Im Mittelpunkt stand das besondere Potenzial, das sich aus der Zusammenarbeit zwischen Industrie und Kreativwirtschaft ergibt. „Damit leisten Sie einen wichtigen Beitrag für die öffentliche Wahrnehmung der Region Stuttgart“, sagte der Leiter der Landesvertretung und Gastgeber Johannes Jung. Und auch der EU-Kommissar Günther H. Oettinger bezeichnete diesen Ansatz als „wegweisend“.  Dafür gibt es gerade in der Region Stuttgart eine hervorragende Grundlage, machte der Vorsitzende des Verbands Region Stuttgart, Thomas S. Bopp, deutlich: Weltweit aufgestellte Unternehmen und Produkte, wie Hochdruckreiniger, Autos und Kettensägen seien bekannt. Aber, dass diese traditionelle Industrie in Kombination mit Kreativwirtschaft wirtschaftliches Wachstum produzieren kann, wussten viele der 150 Gäste bisher nicht. Und warum funktioniert dieser Ansatz gerade in der Region Stuttgart? Aus Sicht von Thomas S. Bopp sind es drei Stärken der Region: Erstens, die Zusammenarbeit großer, mittlerer und kleiner Unternehmen generiert Erfolg. Zweitens, „gibt es in der Region Stuttgart eine hervorragende Kooperation von Wirtschaft, Wissenschaft und Forschung.“ Drittens, haben sich branchenübergreifende Cluster gebildet. Bopp wörtlich: „Gerade beim Zusammenwirken von Produktion und Dienstleistung kann unsere regionale Wirtschaftsförderung viel leisten.“ 

Die USA hat beim Rennen um die besten Köpfe die Nase vorn
Doch das alleine reicht nach Meinung des EU-Kommissars für digitale Wirtschaft und Gesellschaft, Günther H. Oettinger, nicht aus: „Wir brauchen die besten tertiären Bildungsstätten, um die besten Köpfe zu bekommen“, sagte er in seinem Vortrag zum digitalen Wandel, in dem er auch den Bogen zur Datensicherheit schlug. Im Vergleich zu den USA habe die Region Stuttgart da noch Nachholbedarf. Er formulierte deshalb ein Plädoyer, in größeren Zusammenhängen zu denken und regionale Grenzen zu verlassen. „Ganz Baden-Württemberg sollte ein Silicon Valley sein.“ 

Global ist auch das Unternehmen von Armin Pohl aufgestellt, dem Vorstandsvorsitzenden Mackevision Medien Design. An 14 Standorten arbeiten über 400 Mitarbeiter an datenbasierten Visualisierungen. Mit Filmen für die Automobilindustrie fing es an, jüngst erhielt er den Emmy-Award für die visuellen Effekte von „Game of Thrones“. Nach wie vor entfallen 80 Prozent des Umsatzes auf Kunden der Automobilindustrie. Für diese und andere stellt sein Stuttgarter Unternehmen „Produkte her, die wie echt aussehen“, so Pohl. Und manch ein Zuhörer rieb sich irritiert die Augen. „Der Burger für die Werbung kommt aus dem Computer.“ Autos, Duschgels, selbst Menschen alles „nur“ gerechnet. Das sei längst gängig im internationalen Marketing. Ohne großen Aufwand lässt sich das Aussehen von Produkten für den jeweiligen Ländermarkt ändern.  

Für Uwe R. Brückner zählt dagegen „nicht das Virtuelle im Realen, sondern das Reale im Virtuellen.“ Er denkt beim Entwerfen von „narrativen Architekturen“ für Marken, Ausstellungen und Museen an den Menschen. „Es geht nicht um die Dinge, die Besucherin oder der Besucher steht immer im Mittelpunkt“, sagt er. Ein Ansatz mit großem Erfolg. Auch das Atelier Brückner hat rund um den Erdball Know how aus der Region Stuttgart eingebracht – mit einem internationalen 80-köpfigen Team in Stuttgart und weiteren Partnern weltweit. Zu den renommiertesten Projekten zählen: Die Umgestaltung der Deutschen Börse, das BMW-Museum in München oder das Info-Center CERN in Genf. Für das Bachmuseum in Eisenach brachte sein Team mit der Projektion eines begehbaren Musikstücks Papier zum Klingen. Neuester Auftrag: das Nobel Museum in Stockholm. Hierfür kündigte er ganz neue Hybride zwischen analog und digital an. (la)

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