Mit ausgefallenen Kollektionen, die meist auch durch eine Prise Humor auffallen, hat sich das Stuttgarter Modelabel Blutsgeschwister erfolgreich auf dem Markt etabliert. Im Jahr 2001 von der Designerin Karin Ziegler und der Betriebswirtschaftlerin Christina Haneberg gegründet, setzt die Modedesignschmiede inzwischen rund zwei Millionen Euro jährlich um und beschäftigt 22 Mitarbeiter. Die Kleidung und die Accessoires für Individualisten kann man inzwischen in ausgewählten Fachgeschäften in vielen europäischen Ländern sowie online kaufen. In Stuttgart und Berlin gibt es sogar eigene Läden. Ihre aparte Mode wollen Ziegler und Haneberg als Ausdruck eines Lebensgefühls verstanden wissen – symbolisiert durch das Firmenlogo aus den grafischen Signets Kreuz, Herz und Anker. Der gemeinsame „Lifestyle“ schweißt das Team zusammen und verbindet die jungen Modemacherinnen mit ihrer Kundschaft.
Geometrische Muster vertragen sich mit verspieltem Blümchendesign, rote Spitze mit weiß-lila Karos. Originelle Aufdrucke wie „Backfisch ahoi“ oder „Unschuldsbengel“ geben romantischen Rüschenkleidern ironischen Schwung. Die Sommerkollektion 2006 sieht für die modebewusste junge Dame witzige Knickerbockerhosen wie schicke Röcke im Stil der 1920er Jahre vor. Kleine, auf Oberteile applizierte Schwanenköpfe aus Stoff verwandeln die Trägerin, wenn schon nicht gleich in einen schönen Schwan, zumindest in einen „German Flamingo“. Die Mode des Stuttgarter Labels Blutsgeschwister passt gewiss nicht zu strengen „Existenzialisten“, die sich am liebsten schwarz kleiden. Was Designerin Karin Ziegler entwirft, ist farbenfroh, eigenwillig und meist ein wenig schräg.
Originelle Mode jenseits von Kategorien und Trends
„Unsere Mode ist wirklich schwer zu kategorisieren, wir gehen nur nach dem, was uns selbst gefällt und orientieren uns nicht an Trends“, sagt Christina Haneberg, eine der beiden Chefinnen von Blutsgeschwister. Die 32-jährige studierte Betriebswirtin und Politikwissenschaftlerin ist für die kaufmännische Seite verantwortlich. Karin Ziegler, ausgebildete Damenschneiderin und Absolventin der Staatlichen Modeschule Stuttgart, obliegt der kreative Part. Eigene Erlebnisse und Stimmungen, Kindheitserinnerungen und Einflüsse der Popkultur dienen, so Haneberg, als wichtigste Inspirationsquellen für die Blutsgeschwister-Mode. Humor, Selbstironie und das Spiel mit Klischees seien „bezeichnend für unsere Kollektionen“. Eine Mode also, die vor allem Individualisten anspricht. Das Label führt hauptsächlich Damenmode, aber in der aktuellen Sommerkollektion beispielsweise gibt es auch einige Kleidungsstücke für den „Blutsbruder“. Die typischen Kunden von Blutsgeschwister sind 16 bis 40 Jahre alt, weiß Haneberg, darunter viele Studenten, Kreative, Medienmacher, Leute aus verschiedenen Subkulturen, moderne Städter. Letztlich sei es aber eine Frage der Lebenseinstellung, ob man diese Mode möge und verstehe.
Von der Spaßgeschichte zum europaweiten Vertrieb
Christina Haneberg und Karin Ziegler haben Blutsgeschwister im März 2001 gegründet. Mit einer gehörigen Portion Idealismus machten sie sich ans Werk. Karin Ziegler gab ihre Stelle als Designassistentin bei Hugo Boss auf, um die erste eigene Kollektion zu entwerfen. Christina Haneberg baute neben dem Studium das Büro auf. Die Blutsgeschwister-Sommermode für 2001 wurde fürs Erste über ein Geschäft in Stuttgart, über den Internetshop sowie an Freunde und Bekannte verkauft.
Die Nachfrage war riesig. So wurde aus der ursprünglichen „Spaßgeschichte“ zweier Modeliebhaberinnen schnell ein richtiges Geschäft. Der sukzessive Aufbau eines professionellen Vertriebs über Handelsvertreter ersetzte den Direktverkauf – im ersten Jahr waren die beiden Jungunternehmerinnen noch selbst durch die Republik gereist, um ihre Kollektionen in den Boutiquen vorzustellen. Kaum war man im deutschen Markt etabliert, wurde der internationale Vertrieb in Angriff genommen. Heute gibt es die Blutsgeschwister-Kollektionen deutschlandweit, in vielen europäischen Ländern und sogar in Israel zu kaufen.
Der erste eigene Laden in bester Stuttgarter Innenstadtlage wurde im März 2005 eröffnet – unter der Bezeichnung „Geschwisterliebe“, da man sich die Räume in der Alten Poststraße 5 geschwisterlich mit der Eventagentur Love Academy teilt. Anfang des Jahres schließlich kam die Dependance in Berlin dazu: der „Kreuzberganker“.
Sich in der Modebranche zu etablieren, sei nicht leicht gewesen, sagt Christina Haneberg: „Wir waren aber immer überzeugt, dass es Marktlücken für unsere Mode gibt, auch weil wir uns sicher waren, dass es außer uns noch eine Menge weiterer Individualisten gibt, die nicht nur das tragen wollen, was gerade en vogue ist.“
Authentizität und Glaubwürdigkeit als Erfolgsgaranten
Die Auszeichnung mit dem „New Face Award“ der Zeitschrift „Bunte“ als beste Nachwuchsdesigner 2003 kam der Popularität des Labels sehr zugute. Die Glaubwürdigkeit und Authentizität der Marke hält Christina Haneberg für erfolgsentscheidend: „Die Kunden merken, dass wir hinter unserer Mode stehen, dass es sich nicht um ein inszeniertes, Trends bedienendes Produkt handelt.“
Inzwischen hat das Modeunternehmen 22 Mitarbeiter, davon 18 Festangestellte. Sie sind in den beiden Läden, im kaufmännischen Bereich, in der hauseigenen Grafik – die Stoffe, Kataloge und Werbemittel entwirft -, im Atelier sowie mit der Produktions- und Qualitätskontrolle beschäftigt. Zwei Millionen Euro betrug der Umsatz im Jahr 2005. Ungefähr zehn Prozent des Geschäfts entfallen auf den Onlineverkauf. Mit dem Umzug des Ateliers in die rund 630 Quadratmeter großen Räume in der Stuttgarter Mörikestraße im April dieses Jahres und weiteren Neueinstellungen wurden die Weichen für weiteres Wachstum gestellt.
Die grafischen Signets Kreuz, Herz und Anker, die für Glaube, Liebe und Hoffnung stehen, bilden das Blutsgeschwister-Logo. Der Glaube an sich selbst, solidarisches Handeln und eine optimistische Lebenseinstellung seien damit gemeint, sagt Christina Haneberg. Das gleiche Lebensgefühl, eine Seelenverwandtschaft, eben die „Blutsbrüderschaft“, aus der sich auch der Name ableitet, schmiedet das junge Team zusammen. Auch was das freundschaftlichfamiliäre Arbeitsklima und den hohen Identifikationsgrad der Mitarbeiter mit dem Produkt angeht, pflegt die Modeschmiede ihren eigenen Stil. Werbemittel, Drucke für die Kleidungsstücke und die Fotos für die aparten Kataloge: Das gesamte Erscheinungsbild ergänzt Karin Zieglers Designideen optimal. Auch ihren Kunden fühlen sich die Macherinnen eng verbunden. Deshalb ist es Teil der Firmenphilosophie, „dass der Preis keine Barriere bilden soll, unsere Mode zu kaufen“. Dafür wird bei Marketing und Werbung gespart. „Die beste Werbung sind unsere Kunden“, findet Christina Haneberg.
Vom ersten Tag an habe, so Haneberg, die Einbindung des Labels in ein Netzwerk von Freunden, Bekannten und Gleichgesinnten zum erfolgreichen Aufbau beigetragen. Auch wenn es inzwischen die Dependance in Berlin gibt: Der Stammsitz von Blutsgeschwister wird Stuttgart bleiben. Abseits vom Einfluss der Trends in der deutschen Modemetropole kann sich, so finden die „überzeugten Stuttgarterinnen“, der individuelle Stil, der das Label auszeichnet, besser entfalten.
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