Gefaltete Stoffservietten gehören zu einem einladend gedeckten Tisch und verleihen einem guten Essen das richtige Ambiente. Was Hobbyköche mit etwas Erfahrung ein paar Minuten kostet, verschlingt in Hotels und Restaurants – wo täglich mehrere hundert oder gar tausend Exemplare des Stofftuchs zum Einsatz kommen – ein wesentlich größeres Zeit- und Personalbudget. Diese Erfahrung machte auch Kartal Can, Gründer und Geschäftsführer der Rofobox GmbH aus Kornwestheim. Aus diesem Grund hat er die weltweit erste Serviettenfaltmaschine entwickelt.
„An meinem ersten Arbeitstag in einem großen Hotel musste ich erst mal Servietten falten. Schon nach zehn Minuten hatte ich keine Lust mehr, aber noch ein paar Stunden Faltarbeit vor mir“, erinnert sich Can. „Warum gibt es dafür keine Maschine? Diese Frage hat sich in der Hotellerie und Gastronomie fast jeder schon gestellt. Ich habe den Gedanken dann umgesetzt.“
Seit Anfang 2008 arbeitet das Team um Kartal Can an der Entwicklung der vollautomatischen Robot Folding Box, kurz Rofobox. Diese verspricht Hoteliers und Gastronomen gleich mehrere Vorteile: Die maschinelle Faltung von Servietten ist wesentlich hygienischer, gleichmäßiger und entlastet Mitarbeiter von einer eintönigen und unbeliebten Arbeit. „Eine von Hand gefaltete Serviette schlägt mit rund 20 Cent zu Buche. Die Faltmaschine halbiert diesen Betrag. Bei größeren Hotels, die jährlich ungefähr eine halbe Million Servietten benötigen, lässt sich so einiges an Kosten einsparen“, rechnet der Rofobox-Geschäftsführer vor.
Je nach Betriebsdauer bringt die Rofobox derzeit pro Jahr bis zu 700.000 Stofftücher in sieben vorprogrammierte Formen – von der Kerze, über die Pyramide bis zur Sydney-Oper. Individuell für den Kunden entworfene Faltungen soll die Maschine in Zukunft ebenso bewältigen und Servietten mit einem dezenten Duft versehen oder Besteck einwickeln. Wäscherei-Dienstleister können die Maschine ebenfalls nutzen und gefaltete Servietten als neuen Service für kleinere und mittlere Hotels und Restaurants anbieten. Auch Kreuzfahrtschiffe und Themenparks sind potenzielle Kunden.
Die Handhabung der Rofobox ist einfach und erfordert kein zusätzliches Fachpersonal. Ihr Herzstück ist die Falteinheit, in der mehrere Roboterarme zusammenarbeiten. Diese greifen die Serviette und falten sie auf einem Drehtisch. Zwischen den einzelnen Schritten misst ein Bilderkennungssystem die Maße des Tuchs und erfasst, ob zum Beispiel die Ecken exakt aufeinanderliegen. „Die Rofobox ist ein absolutes Hightech-Produkt. Etwas Vergleichbares gibt es zurzeit weltweit nicht“, so der Geschäftsführer Kartal Can.
Bei der Entwicklung musste das Team eine besondere Herausforderung meistern: Stoffservietten fallen in die Kategorie der biegeschlaffen Werkstoffe. Im Gegensatz zu Blech oder Papier verziehen sie sich, verändern also mit der Zeit ihre Form. Die Faltvorrichtung speziell für Servietten wie für biegeschlaffe Werkstoffe allgemein hat die Kornwestheimer Firma schon als Patent angemeldet.
Beim Entwicklungs- und Geschäftsmodell setzt das Unternehmen auf Arbeitsteilung. Das Projekt besteht aus mehreren Investoren, die sich jeweils auf ihren Fachbereich konzentrieren und in das Vorhaben investieren. Neben der Gründungsidee zeichnet der Geschäftsführer Can für das Management und die Koordination aller Beteiligten verantwortlich. Das Ludwigsburger Ingenieurbüro Martin hat die Konstruktion, der in Gärtringen ansässige Produktions- und Automatisierungsspezialist Faude Group die Entwicklung übernommen und wird später auch für Service und Wartung der Maschinen sorgen.
Das Kompetenznetz Mechatronik Baden-Württemberg vermittelte den Kontakt zur Hochschule Esslingen, die ebenfalls an der Entwicklung beteiligt ist. „Im Mechatronik-Bereich verfügt die Region Stuttgart über eine einmalige Infrastruktur. Deshalb setzt Rofobox bewusst auf die Zusammenarbeit mit hiesigen Unternehmen und Forschungseinrichtungen“, sagt Can.
Ein Prototyp faltete seit April in Europas größtem Event- und Tagungszentrum, dem Estrel Hotel in Berlin, in einem Dauertest Tag für Tag Servietten – bisher schon mehr als 10.000 Stück, die wenig später bereits auf den Tischen stehen. Seit der offiziellen Vorstellung der Rofobox Ende Juni in Berlin nimmt das Unternehmen Bestellungen an – und Interessenten gibt es laut dem Rofobox-Geschäftsführer schon mehrere.
ROFOBOX GmbH
Gründungsjahr: 2008
Sitz: Kornwestheim
Entwicklungsaufwand: über 2 Mio. Euro
Zahl der faltbaren Servietten: bis zu 700
http://www.rofobox.com