Ein Leitbild für die Region Stuttgart

Regionalversammlung stimmt dem Leitbild für den Wirtschafts- und Wissenschaftsstandort zu

Die Regionalversammlung hat am Mittwoch mit großer Mehrheit ein Leitbild für den Wirtschafts- und Wissenschaftsstandort Region Stuttgart verabschiedet. Das Papier formuliert in sechs kommentierten Leitbildsätzen, wie gutes Wirtschaften und Arbeiten in der Region Stuttgart aussehen soll. "Mit den Leitbildsätzen stellen wir Ansprüche an uns selbst. Sie bieten Orientierung, formulieren was uns verbindet und von anderen unterscheidet, sie sind eine Selbstverpflichtung für das tägliche Handeln. Modern gesagt, sind sie ein regionales Navi, das zum Ziel führt und für Stärke durch regionale Zusammenarbeit sorgen soll", sagte Dr. Walter Rogg, Geschäftsführer der Wirtschaftsförderung Region Stuttgart GmbH (WRS).

Das Leitbild ist das Ergebnis eines von der WRS organisierten Willensbildungsprozesses, an dem sich über mehrere Monate hinweg rund 200 Vertreter aus Kommunen, Landkreisen, Hochschulen, Forschungseinrichtungen, Kammern, Gewerkschaften, Unternehmen, Politik, Kirchen und regionalen Institutionen beteiligt haben. Bei einem Zukunftsforum im Juni und vorhergehenden thematischen Foren wurde das Leitbild erarbeitet.

Für die CDU-Fraktion sagte Werner Spec, es sei gelungen, ein sehr treffendes Leitbild zu erarbeiten. "Das ist ein erster Schritt, der eigentliche Weg beginnt jetzt mit der Ausarbeitung der Strategie, die für die Bewerbung um EU-Strukturfördermittel notwendig ist", betonte Spec.

Der SPD-Regionalrat Helmut Hartmann hofft, "dass dieses Leitbild auch gelebt wird" und will sich bei der Formulierung der darauf aufbauenden Strategie dafür einsetzen, "dass sie auch für weniger erfolgreiche Menschen nützlich ist, wie zum Beispiel für Behinderte, Langzeitarbeitslose und Jugendliche in prekären Arbeitsverhältnissen."

Heinz Kälberer von den Freien Wählern hob positiv hervor, dass alle regional bedeutsamen Akteure eingebunden waren. Irmela Neipp Gereke von den Grünen begrüßte, dass auf Anregung ihrer Fraktion der Begriff der Nachhaltigkeit in das Leitbild Einzug fand, vermisste aber konkrete, messbare und überprüfbare Ziele. Gabriele Reich-Gutjahr (FDP) bedauerte die aus ihrer Sicht zu geringe Beteiligung der Kommunen und forderte, der Verband Region Stuttgart und alle anderen Beteiligten müssten einen Dialog anstoßen, um die Kreise und Kommunen einzubinden. Christoph Ozasek (Linke) lobte, dass die soziale Frage im Leitbild aufgeworfen wurde. Er bedauerte aber, dass etwa "Kinder und Jugendliche, Sozialverbände sowie kritische Initiativen und Umweltverbände nicht beteiligt waren."

Ulrich Deuschle von der Gruppe Die Republikaner vermisste eine Hierarchisierung der Einzelziele und sah die Gefahr der Überharmonie. "Zum Beispiel ist die Aufnahmebereitschaft der Bevölkerung für Zuwanderung begrenzt", sagte er.

Das Leitbild ist die Basis für die Fortschreibung der regionalen wirtschaftspolitischen Strategie aus dem Jahr 2007, für die im Laufe des Leitbildprozesses bereits Handlungsfelder entwickelt und erste Projektansätze skizziert wurden. Die Strategie wird von der WRS im Sommer vorbereitet, im Herbst entscheidet die Regionalversammlung über die Neufassung. Diese bildet dann die Grundlage für den Beitrag der Region Stuttgart beim Wettbewerb RegioWIN, über den in Baden-Württemberg europäische Finanzmittel der EFRE-Regionalförderung verteilt werden. Zusätzlich sind alle Akteure in der Region Stuttgart, wie Kommunen oder Unternehmen eingeladen, das Leitbild für die eigene Tätigkeit zu übernehmen und die Leitsätze in der jeweils passenden Weise umzusetzen. (hel)

Anhang: Leitbild für den Wirtschafts- und Wissenschaftsstandort Region Stuttgart

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