Das Spanische Generalkonsulat Stuttgart und deutsche Arbeitsmarktinstitutionen aus der Region Stuttgart wollen die Integration spanischer Neuzuwanderer in den Arbeitsmarkt der Region Stuttgart fördern und haben heute eine entsprechende Absichtserklärung unterzeichnet. Hintergrund ist die anhaltend hohe Zuwanderung qualifizierter spanischer Männer und Frauen in die Region Stuttgart. Das Papier sieht einen verbesserten Informations- und Wissensaustausch vor, sowie gemeinsame Aktivitäten und Projekte, wie etwa die Vernetzung der Anlauf- und Beratungsstellen für spanische Zuwanderer in der Region Stuttgart.
Unterzeichner der Absichtserklärung sind neben dem Spanischen Generalkonsulat der Botschaftsrat der Spanischen Botschaft, die Agentur für Arbeit Stuttgart, das Bildungswerk der Baden-Württembergischen Wirtschaft e.V. mit dem CET – Center for European Trainees, der DGB Bezirk Baden-Württemberg, die Fachkräfteallianz Region Stuttgart, die Handwerkskammer Region Stuttgart, die Industrie-und Handelskammer Region Stuttgart mit der KAUSA Servicestelle und die Wirtschaftsförderung Region Stuttgart GmbH (WRS) mit dem Welcome Center Stuttgart. Bereits seit 2015 arbeiten die einzelnen Akteure eng zusammen, unter anderem stimmen sie ihre Beratungsangebote für spanische Zuwanderer aufeinander ab und bieten gemeinsame Veranstaltungen an. Auf Initiative des Generalkonsuls Carlos Medina Drescher, der zur Unterzeichnung ins Spanische Generalkonsulat eingeladen hatte, soll diese Zusammenarbeit jetzt für alle Partner verstetigt werden.
Seit vielen Jahren kommen viele spanische Staatsbürger wegen eines Arbeitsplatzes oder einer Ausbildung in der Region Stuttgart, darunter zahlreiche qualifizierte Nachwuchskräfte. Eine enge Verbindung besteht zwischen Baden-Württemberg und Katalonien, die bereits 2014 ein Abkommen zur Arbeitskräftemobilität und Bildung unterzeichnet haben. Zudem wurden Leitlinien für eine faire Arbeitsmobilität zugunsten der Neuzuwanderer vereinbart. Das Spanische Generalkonsulat in der Lenzhalde in Stuttgart ist für viele der Fachkräfte die erste Anlaufstelle. So hat sich in den letzten Jahren die Anzahl der angemeldeten spanischen Staatsbürger deutlich erhöht. „Überwindet man die anfänglichen Hürden, wie die Sprach- oder Anpassungsschwierigkeiten, führt das zum Erfolg, sowohl für die Arbeitsuchenden als auch für die Unternehmen“, sagte Generalkonsul Carlos Medina Drescher. Er freute sich sehr über das große Engagement deutscher Organisationen, die die Absichtserklärung unterzeichneten, und sprach ihnen seinen Dank aus.
Eine wichtige Adresse für spanische Neubürger ist das Welcome Center Stuttgart. Die gemeinsame Erstanlaufstelle der Landeshauptstadt Stuttgart und der Wirtschaftsförderung Region Stuttgart GmbH im Auftrag der Fachkräfteallianz Region Stuttgart unterstützt internationale Fachkräfte und Neubürger. „Seit Oktober 2014 wurden hier 500 spanische Ratsuchende etwa zu den Themen Sprachkurse und Arbeitsmarkt beraten, mit 5,3 Prozent sind sie die viertgrößte nationale Gruppe unter den Ratsuchenden. Neben italienischen und kroatischen Fachkräften gehören spanische Fachkräfte zu den am stärksten vertretenen EU-Zuwanderern. Netzwerkarbeit ist für eine gelungene Integration das A und O: Nur vor diesem Hintergrund kann das Welcome Center seine Lotsen-Funktion erfolgreich wahrnehmen und die Integration spanischer Zuwanderer in die regionale Wirtschaft gelingen. Das zeigt auch eine Initiative, bei der wir zuletzt spanischen Auszubildenden Praktikumsplätze vermitteln konnten, da alle Akteure dank der etablierten Strukturen schnell reagieren konnten“, erklärte WRS-Geschäftsführer Dr. Walter Rogg, der zugleich einer der beiden Sprecher der Fachkräfteallianz Region Stuttgart ist.
Die Arbeit des Netzwerks ist bereits in vollem Gange: Unter dem Motto „Spanische Fachkräfte, ein Mehrwert für Ihr Unternehmen – Europäische Arbeitsmobilität erfolgreich nutzen!“ findet am 8. November 2017 die nächste gemeinsame Veranstaltung in den Räumen der IHK Region Stuttgart statt. Eingeladen sind insbesondere interessierte Unternehmen, Multiplikatoren und Experten. Arbeitgeber können sich über aktuelle Projekte informieren und vernetzen. Spanische Fachkräfte, die bereits erfolgreich in ein Unternehmen integriert sind, berichten über ihre Erfahrungen.
Weitere Statements der Teilnehmer:
Christine Käferle, operative Geschäftsführerin der Agentur für Arbeit Stuttgart: „Um den Einstieg in den Arbeitsmarkt zu erleichtern, bieten wir Beratung rund um das Thema Bewerbung an und informieren zu Chancen und Risiken auf dem Arbeitsmarkt. Voraussetzung für eine schnelle Arbeitsaufnahme ist die Qualifikation und gute Sprachkenntnisse mit einem Niveau von B2. Bei gemeinsamen Veranstaltungen der Akteure der Fachkräfteallianz erhalten Neuzuwanderer Informationen zum Leben und Arbeiten in der Region Stuttgart. Natürlich steht einer erfolgreichen Integration immer ein Arbeitsplatz bzw. ein Unternehmen gegenüber. Uns ist daran gelegen, die Arbeitgeber mit ins Boot zu holen.“
Botschaftsrat Ángel de Goya Castroverde der Spanischen Botschaft: „Im heutigen Europa ist die Freizügigkeit der Arbeitnehmer innerhalb der Union, wie auch die Mobilität, ohne die Förderung einer gelebten Willkommenskultur und der Integration der ausländischen Fachkräfte nicht denkbar.“
Stefan Küpper, Geschäftsführer Bildungswerk der Baden-Württembergischen Wirtschaft e.V.: „Das CET – Center for European Trainees, getragen durch das Bildungswerk der Baden-Württembergischen Wirtschaft e.V., ist ein wichtiger Teil dieses Netzwerks. Es berät junge Menschen aus Spanien, die ihre Heimat aufgrund fehlender Perspektiven verlassen haben und nun eine duale Berufsausbildung in Baden-Württemberg anstreben. Die Zusammenarbeit mit Partnern bei der Integration spanischer Neubürger ist vielversprechend, da wir bereits gute Erfahrung in der Netzwerkarbeit sammeln konnten. Im Dezember 2016 legte das Italienische Generalkonsulat mit Arbeitsmarktakteuren der Stuttgarter Region ebenfalls mit der Unterzeichnung einer Absichtserklärung den Grundstein für ein Netzwerk, mit dem wir bereits erfolgreich junge Menschen aus Italien unterstützen.“
Gabriele Frenzer-Wolf, stellvertretende Vorsitzende des DGB-Bezirks Baden-Württemberg: „Wir Gewerkschaften machen seit vielen Jahren die Erfahrung, dass Menschen, die zu uns kommen um zu arbeiten, häufig kaum oder gar keine Kenntnisse über unser Arbeitsrecht haben. Das macht sie zu leichten Opfern von Arbeitsausbeutung. Das DGB-Projekt ‚Faire Mobilität‘ wirkt dem seit fünf Jahren entgegen. Die Stuttgarter Beratungsstelle hat allein im Jahr 2016 etwa 900 Personen unterstützt. Damit Arbeitsmigrantinnen und -migranten zu fairen Bedingungen bei uns arbeiten können, braucht es ein starkes Netzwerk aus Arbeitsmarktakteuren. Der DGB hat eine Reihe branchen- und themenspezifischen Informationsmaterials erstellt, darunter die handliche Broschüre ‚Wissen ist Schutz‘, die auch auf Spanisch erschienen ist.“
Dr. Bernd Stockburger, Geschäftsführer Berufliche Bildung der Handwerkskammer Region Stuttgart: „Das Handwerk der Region beschäftigt bisher nur wenige spanische Mitbürger. Angesichts des anhaltenden Fachkräftemangels sind unsere Betriebe deshalb ganz besonders daran interessiert, junge Spanierinnen und Spanier für eine duale Ausbildung in einem der 130 Handwerksberufe zu gewinnen. Wir freuen uns sehr darauf, spanische Neubürger künftig gemeinsam noch intensiver ansprechen und für einen Einstieg in eine handwerkliche Karriere begeistern zu können.“
Bernd Engelhardt, stellvertretender Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer Region Stuttgart: „Die IHK Region Stuttgart bietet Migranten schon seit den 90er-Jahren Unterstützung bei der Suche nach Ausbildungsplätzen und Weiterbildungsmöglichkeiten. Das internationale Team der KAUSA Servicestelle bringt dieses Wissen im Umgang mit Menschen aus anderen Ländern und Kulturen bei der Information über Bildungswege und der gezielten Vermittlung in Aus- und Weiterbildung in dieses Projekt mit spanischen Zuwanderern ein. Über unser Netzwerk von Betriebsinhabern und Ausbildern mit ausländischen und damit auch spanischen Wurzeln können wir einen wichtigen Beitrag zur Integration junger Menschen aus Spanien leisten.“