Lärm und Geräusche in der Stadt – gesundes Wohnen trotz Verdichtung?

Experten diskutieren bei der WRS

Foto: Hochschule für Technik Stuttgart

Im städtischen Bereich wird aufgrund des Wohnungsbedarfs immer dichter gebaut. Dabei kann der Lärm der Stadt Gesundheitsrisiken für die Menschen darstellen.  Kommunen, Planung und Forschung stehen hier vor neuen Herausforderungen: Wie wollen wir in Zukunft mit Lärm und Geräuschen im urbanen Raum leben? Diese Frage diskutierten Expertinnen und Experten aus Politik, Verwaltung, Umweltschutz, Forschung und Stadtplanung bei der Veranstaltung „HFT meets IBA“ bei der WRS.

Der Trend zur Verdichtung erfordere neues Denken und neue Lösungen, sagte Dr. Udo Weese, Leiter der Abteilung Lärmschutz im Ministerium für Verkehr Baden-Württemberg. „Mir fehlt in der Diskussion um den verdichteten Raum die Evaluation. Ich möchte wissen, was ein gelungenes Beispiel einer Verdichtung ist – direkt an der Straße und an der Schiene. Ich möchte gern wissen, was gut ist, um daraus zu lernen“. Er hoffe, dass Stadtplanung und Lärmschutz zusammenrückten. „Wir sollten die Dinge nicht nur planerisch bewältigen, sondern vor allem Probleme lösen.“ Dabei müsse kleinteilig geplant werden, es gebe hier keine Lösungen von der Stange.

Alexander Lee, Forscher im Bereich Akustik an der Hochschule für Technik Stuttgart, gab Einblick in die Forschungsprojekte der Hochschule. Forscherinnen und Forscher aus den Gebieten Akustik, Mobilität, Planung und Architektur würden interdisziplinär nach neuen Lösungen von Lärmproblemen suchen. So untersucht Akustiker Lee die Schallausbreitung im Außenraum, zum Beispiel, wie sich in einer von Häusern gesäumten Straßenschlucht der Schall ausbreitet. Darüber hinaus arbeitet die HFT mit engagierten Bürgerinnen und Bürgern zusammen, die einen Lärmsensor entwickelt haben, um den Lärm in ihrer Wohnumgebung zu messen und zu beobachten.

Wann macht Lärm krank?

Jördis Wothge, Umweltpsychologin am Umweltbundesamt wies auf neuere Untersuchungen der Weltgesundheitsorganisation hin. So steigt aufgrund des Lärms das Risiko an Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Schlafstörungen und psychischen Erkrankungen zu leiden.

Die rechtliche Situation erläuterte Dr. Christian Beckert, vom Ministerium für Umwelt, Landwirtschaft und Energie des Landes Sachsen-Anhalt. „Das Lärmschutzrecht ist lückenhaft, aber es kommt noch dazu, dass es segmentiert ist.“ Er führte eine Fülle von rechtlichen Bestimmungen an, zum Beispiel im Eisenbahnrecht, im Bundesgesetz zum Immissionsschutz oder in der Verkehrslärmschutzverordnung.

Wie können wir Städte akustisch im öffentlichen Raum gestalten?

Trond Maag, Urbanist in Zürich, präsentierte gelungene Beispiele von akustischer Stadtgestaltung mitten in urbanen Gebieten in Norwegen und der Schweiz. Er wünschte sich, dass Akustik als Teil der Stadtplanung begriffen wird.

In der anschließenden Diskussion waren die Meinungen geteilt: Während die eine Seite eher die Einschränkungen durch das bestehende Recht und deshalb kaum Handlungsspielraum sah, war die andere Seite der Ansicht, das gute, interdisziplinäre Zusammenarbeit innovative Lösungen finden könnte.

Die Reihe „HFT meets IBA“ wird von der WRS, dem M4_LAB der Hochschule für Technik Stuttgart und von der IBA’27 veranstaltet.