Die Wirtschaftsförderung Region Stuttgart GmbH (WRS) steht hinter ihrer Aussage, zusätzliche Anstrengungen zur Gewerbeflächenvorsorge in der Region Stuttgart seien notwendig. Diese Aussage traf die WRS unter anderem in ihrem im Oktober 2019 erschienen Gewerbeflächen-Monitoringbericht. Zwar besteht in den beiden Landkreisen Göppingen und Rems-Murr kurzfristig rein rechnerisch ein ausreichendes Flächenangebot. Für die mittel- bis langfristige wirtschaftliche Entwicklung sind jedoch auch in diesen Landkreisen weitere Gewerbeflächen dringend erforderlich.
Im Rahmen einer von der WRS im Frühjahr 2019 durchgeführten Kommunenbefragung haben die Gemeinden im Landkreis Göppingen ausgesagt, rund 25 Hektar an Gewerbeflächen innerhalb eines Zeitraums von zwei Jahren bereitstellen zu können. Anhand der Auswertung von Investitionen und Flächenanfragen der Jahre 2017 und 2018 konnte die WRS für den Landkreis Göppingen einen Gewerbeflächenbedarf von rund neun Hektar pro Jahr ermitteln. Theoretisch deckt das kommunale Angebot den von der WRS prognostizierten Flächenbedarf also bis ins Jahr 2021 ab.
Unternehmen benötigen vielfältiges Flächenangebot
Praktisch ist es jedoch so, dass die regionalen Unternehmen die richtigen Flächen in der richtigen Größenordnung zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort benötigen. Entscheidend ist zudem ein ausreichendes teilräumliches Flächenangebot, um beispielsweise die Bedürfnisse der Unternehmen aus der jeweiligen Gemeinde (oder im Fall von Regionalen Gewerbeschwerpunkten, der Unternehmen aus dem räumlichen Nahbereich) abdecken zu können: „Wenn ein kommunales Gewerbegebiet ausschließlich für den langfristigen örtlichen Eigenbedarf vorgehalten werden soll, steht diese Fläche freilich nicht für die wirtschaftliche Entwicklung des gesamten Landkreises zur Verfügung“, erklärt Dr. Walter Rogg, Geschäftsführer der WRS.
Strukturwandel: Langfristige Bedürfnisse der Unternehmen müssen berücksichtigt werden
Der Gewerbeflächen-Monitoringbericht der WRS zielt insbesondere auf die mittelfristige Perspektive (zwei bis fünf Jahre) ab: „Gerade auch vor dem Hintergrund des massiven strukturellen Wandels, in dem sich unsere Leitbranchen Automobilindustrie und Maschinenbau befinden, brauchen wir in der Region Stuttgart jetzt neue Flächen. Nur so können sowohl ortsansässige, als auch neu hinzugekommene Unternehmen die dringend benötigten neuen Produktfelder, Technologien und Geschäftsmodelle umsetzen.“ Und dies gelte gerade für den im regionalen Vergleich strukturell etwas schwächer aufgestellten Landkreis Göppingen in besonderem Maße: „Standorte wie der Gewerbepark Lautertal in Donzdorf oder der Gewerbepark Fils in Ebersbach/Uhingen sind wichtige Bausteine für die langfristige Gewerbeflächenvorsorge im Landkreis“, so Rogg. Bei Entscheidungen, die heute zur Entwicklung eines Gewerbegebietes getroffen würden, gehe es nicht um die kurzfristige Nachfrage, sondern um einen Flächenbedarf, den die Unternehmen in zwei oder fünf Jahren haben werden. Insofern seien diese Entscheidungen wichtige Weichenstellungen für die wirtschaftliche Zukunft in den betreffenden Gemeinden und Landkreisen.
WRS fordert verantwortungsvollen Umgang mit der knappen Ressource Fläche
Dies alles müsse aber mit Umsicht geschehen: „Insgesamt muss es uns gemeinsam um eine bedarfsorientierte Gewerbeflächenpolitik mit Augenmaß gehen, die uns einerseits die notwenigen Spielräume für die ökonomische Transformation verschafft, andererseits jedoch verantwortungsvoll mit der knappen Ressource Fläche umgeht“, so Rogg. Dabei komme auch der Aktivierung der Brach- und mindergenutzten Flächen eine hohe Bedeutung zu.