Steuerungskreis Arbeitsmarktmonitor Region Stuttgart bündelt Kräfte mit der Fachkräfteallianz des Landes

Angelernte werden zu Fachkräften qualifiziert, Meister zu Ingenieuren / Messe soll Pflegeberufe bekannter machen
Erfolgreiche Bilanz der Aktion Nikolaus: 22 Ingenieure aus Spanien für kleine und mittlere Unternehmen in der Region Stuttgart angeworben

Nach der erfolgreichen Anwerbeaktion, bei der 22 Ingenieure aus Spanien Arbeitsverträge bei kleinen und mittleren Betrieben in der Region unterschrieben haben, führt der Steuerungskreis Arbeitsmarktmonitor Region Stuttgart die Werbung um Fachkräfte im Ausland fort. Gleichzeitig setzen die regionalen Akteure, bestehend aus Kammern, Verbänden, Gewerkschaften und Einrichtungen der Wirtschaftsförderung auf die berufliche Weiterqualifizierung von Arbeitnehmern. Zudem soll eine Messe das Interesse für Pflegeberufe erhöhen und über die Berufschancen in dieser Wachstumsbranche informieren.

Bei seinen Aktivitäten wird der Steuerungskreis künftig eng mit der Fachkräfteallianz Baden-Württemberg zusammenarbeiten: Der Steuerungskreis in der Hauptstadtregion ist jetzt die regionale Ebene der Fachkräfteallianz und stimmt sein Vorgehen eng mit dem Land ab. "Nur mit starken regionalen Allianzen können die Ziele der landesweiten Fachkräfteallianz erfolgreich umgesetzt werden. Regionale Fachkräfteallianzen können passgenaue Lösungsmöglichkeiten entwickeln. Denn die regionalen Akteure sind durch die tägliche Zusammenarbeit bestens vernetzt und kennen die besonderen Ausgangsbedingungen vor Ort am besten. Und regionale Fachkräfteallianzen sind besonders gut darin, die kleineren Betriebe zu erreichen", erklärte Peter Hofelich, Mittelstandsbeauftragter der Landesregierung. "Durch die enge Zusammenarbeit mit dem Land bündeln wir unsere Kräfte und erhöhen die Schlagkraft in der Region", bestätigen die beiden Vorsitzenden des Steuerungskreises, Petra Cravaack, Vorsitzende der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Stuttgart, und Dr. Walter Rogg, Geschäftsführer der Wirtschaftsförderung Region Stuttgart GmbH (WRS).

Die Anwerbung von Ingenieuren im Ausland wird der Steuerungskreis in Zusammenarbeit mit dem Goethe-Institut Schwäbisch Hall in veränderter Form fortsetzen und verstetigen. Das Programm "Deutsch plus Berufspraktikum" bietet ausländischen Interessenten einen kombinierten Sprach- und Praktikumsaufenthalt in Deutschland an. Es beginnt mit einem vierwöchigen Intensivsprachkurs, der die vorhandenen Kenntnisse der Teilnehmer verbessert und sie sprachlich auf das anschließende Betriebspraktikum mit begleitendem Deutschunterricht vorbereitet. Das Projekt startet im September mit einer zentralen Informationsveranstaltung für interessierte Unternehmen. "Wir möchten über die einmalige Aktion Nikolaus hinaus eine nachhaltige geregelte Zuwanderung ausländischer Ingenieure erreichen, die mit Sprachkursen und Betriebspraktika auf den Alltag bei einem mittelständischen Unternehmen vorbereitet werden", sagte WRS-Geschäftsführer Dr. Walter Rogg.

Stufenweise berufliche Qualifizierung mit Quali-Lift
Das Qualifizierungsprojekt Quali-Lift soll die berufliche Fortbildung der Beschäftigten in der Region verbessern. Dafür stellen die Agenturen für Arbeit der Region Stuttgart im Jahr 2012 zehn Millionen Euro zur Verfügung. Mit dem Geld werden An- und Ungelernte in kleinen und mittleren Unternehmen sowie Arbeitslose ohne Berufsabschluss zu Fachkräften qualifiziert, davon 164 im Hightech-Bereich und 103 in Pflegeberufen. Ein zweiter Schritt sieht vor, dass Fachkräfte zu Meistern sowie Meister und Techniker mit Hochschulberechtigung zu Ingenieuren weitergebildet werden. Petra Cravaack, Vorsitzende der Geschäftsleitung der Agentur für Arbeit Stuttgart erläutert: "Es wäre fatal, das Thema Fachkräftesicherung allein auf die Ebene der Ingenieure zu beschränken. Genauso wichtig ist es für unsere Unternehmen, dass sie erfahrene und innovative Meister und Techniker sowie qualifizierte Facharbeiter in ihren Reihen haben. Der "Quali-Lift" hält an jedem Stockwerk – also auf jeder Qualifikationsstufe – und bringt die Betreffenden jeweils eine Qualifikationsstufe höher. Das ist sicher nicht einfach für alle Beteiligten, ich bin aber überzeugt davon, dass dieser Weg mit Blick auf die zukünftigen Anforderungen notwendig ist." Der Steuerungskreis will einen Lotsen etablieren, der aktiv auf Betriebe zugeht, vor Ort informiert und Beratungsangebote für die Unternehmen koordiniert. Die Nachqualifizierung An- und Ungelernter ist auch Schwerpunktthema im neuen Newsletter der WRS für Personalverantwortliche, der in Zusammenarbeit mit dem Steuerungskreis entstanden ist. Er macht Unternehmen auf das Thema aufmerksam und informiert über mögliche Vorgehensweisen, Fördermöglichkeiten und stellt modellmäßige Umsetzungskonzepte vor. Der Newsletter ist somit eine flankierende Maßnahme zu den Förderangeboten der Arbeitsagenturen.

Pflegemesse für den Bekanntheitsgrad von Pflegeberufen
Um Pflegeberufe bekannter zu machen, veranstaltet der Steuerungskreis am 13. Juli die Messe "Pflege (er)leben – Die Regiomesse für Pflege und Gesundheitsberufe" unter der Schirmherrschaft von Sozialministerin Katrin Altpeter. Jugendliche und Erwachsene aus der Region Stuttgart können sich dort über Berufe im Pflege- und Gesundheitsbereich informieren. Ziel ist es, in enger Zusammenarbeit mit allen Akteuren am Arbeits- und Ausbildungsmarkt mehr Auszubildende zu gewinnen und die Beschäftigung sowie Qualifizierung zu erhöhen und dadurch der hohen Nachfrage nach Fachkräften besser gerecht zu werden. Neben Schülern richtet sich die Messe auch an Wiedereinsteiger und Arbeitssuchende. Rund 40 Unternehmen und Einrichtungen aus der Alten- und Krankenpflege sowie Heilerziehungsberufen werden sich den Besuchern als interessante Arbeitgeber präsentieren. Unter dem Stichwort "kultursensible Pflege und Betreuung" wird auch der Bedarf an Menschen mit Migrationshintergrund beim Pflegepersonal wachsen.

Über den Steuerungskreis Arbeitsmarktmonitor Region Stuttgart
Auf Betreiben der Agenturen für Arbeit der Region Stuttgart haben sich Kammern, Verbände, Gewerkschaften, Einrichtungen der Wirtschaftsförderung und andere Akteure auf dem Arbeitsmarkt zu einem Netzwerk zusammengeschlossen, aus dem sich am 27. Juli 2010 der Steuerungskreis Arbeitsmarktmonitor Region Stuttgart konstituiert hat. Er setzt sich zum Ziel, eine nachhaltige Beschäftigungssituation und die Sicherung von Fachkräften für die Region langfristig zu verbessern. Er analysiert die Chancen und Risiken des regionalen Arbeitsmarktes und entwickelt regionale Handlungsfelder zur Stärkung der Region Stuttgart. Aktuelle Problemlagen und die Herausforderungen der Zukunft, wie fortschreitende Globalisierung, Demografie und notwendige strukturelle Anpassungen werden so besser gemeistert.

Der Steuerungskreis ermittelt wirksame strategische Ansätze für die Region Stuttgart und verfolgt sie durch ein abgestimmtes und koordiniertes Handeln der Partner. Er stärkt lokale Netzwerke durch einen intensiven Informationsaustausch. Er schafft damit Transparenz über die Aktivitäten in der Region und ermöglicht Synergieeffekte. Der Steuerungskreis zielt auf ein gemeinsames, zielorientiertes Agieren der lokalen Partner. Denn eine starke Region Stuttgart braucht die Kooperation der vor Ort Verantwortlichen.

Über die Fachkräfteallianz Baden-Württemberg
Im Dezember 2011 wurde unter dem Vorsitz des Finanz- und Wirtschaftsministers die Allianz zur Sicherung des Fachkräfteangebots in Baden-Württemberg gegründet. Allianzpartner sind die Wirtschaftsorganisationen, die Gewerkschaften, die Regionaldirektion der Bundesagentur für Arbeit, die kommunalen Spitzenverbände, die regionalen Wirtschaftsfördergesellschaften, der Landesfrauenrat und das Land. Anlass sind der akute Fachkräftemangel in bestimmten Berufen und vor allem die demografische Entwicklung. Bereits jetzt gibt es in Baden-Württemberg einen Fachkräfteengpass bei technischen Berufen und bei Gesundheitsberufen. Aufgrund der demografischen Entwicklung würde sich der Fachkräftemangel ohne Gegenmaßnahmen massiv verschärfen. Denn die Zahl der Personen im erwerbsfähigen Alter geht in Baden-Württemberg zwischen 2010 und 2020 um rund 250.000 zurück, zwischen 2020 und 2030 um weitere 620.000. Der Rückgang setzt sich auch danach fort.

Erfolgreiche Bilanz der Aktion Nikolaus: 22 Ingenieure aus Spanien für kleine und mittlere Unternehmen in der Region Stuttgart angeworben

Die "Aktion Nikolaus" im vergangenen Dezember zur Anwerbung spanischer Ingenieure hat zu 22 Arbeitsverträgen bei kleinen und mittleren Firmen in der Region Stuttgart geführt. 11 weitere Ingenieure haben während ihres Aufenthalts in Deutschland Arbeitsplätze in Unternehmen außerhalb der Region Stuttgart gefunden. Dies hat der Steuerungskreis Arbeitsmarktmonitor Region Stuttgart mitgeteilt, der die Aktion gemeinsam mit dem Ministerium für Finanzen und Wirtschaft Baden-Württemberg durchgeführt hat. "Mittelständler haben in der Regel nicht die Möglichkeit, ihr Personal gezielt im Ausland zu rekrutieren. Mit Hilfe der Anwerbeaktion haben Firmen der Region hochqualifizierte Mitarbeiter für offene Stellen gefunden, die sie mit heimischen Kräften zuvor nicht besetzen konnten. Jetzt können die Unternehmen Aufträge bearbeiten und Wachstum schaffen", sagten die beiden Vorsitzenden des Steuerungskreises, Petra Cravaack, Vorsitzende der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Stuttgart, und Dr. Walter Rogg, Geschäftsführer der Wirtschaftsförderung Region Stuttgart GmbH. Zudem sei es der Region Stuttgart gelungen, sich als innovative und gastfreundliche Region mit guten wirtschaftlichen Chancen darzustellen.

Nach Erhebungen des Steuerungskreises Arbeitsmarktmonitor fehlen in der Region Stuttgart derzeit 1.900 Maschinen- und Fahrzeugbauingenieure und 2.600 Elektroingenieure. Dieser Bedarf sei allein durch heimische Fachkräfte nicht zu decken. So haben die Verantwortlichen in Zusammenarbeit mit der Zentralen Auslands- und Fachvermittlung der BA (ZAV), dem europäischen Portal für berufliche Mobilität EURES und der spanischen Arbeitsverwaltung das Anwerbeprojekt ins Leben gerufen, das durch die spanische Botschaft in Berlin unterstützt und auch von den Gewerkschaften in der Region Stuttgart mitgetragen wurde. Bei der Aktion im vergangenen Dezember wurden nach der Sichtung von rund 450 Bewerberprofilen 96 Ingenieurinnen und Ingenieure aus Spanien zu Vorstellungsgesprächen bei Firmen in der Region Stuttgart einladen. Zuvor hatten die Unternehmen geprüft, welche Bewerber im Hinblick auf ihre Qualifizierung und ihre Sprachkenntnisse für die angebotenen Stellen in Frage kommen. Bei einer Kontaktbörse im Haus der Wirtschaft in Stuttgart wurden über 200 Vorstellungsgespräche geführt, zudem stellten sich die Unternehmen bei einer kleinen Firmenmesse vor. Am zweiten Tag lernten die Bewerber die Unternehmen vor Ort kennen.