Unter Volldampf

Der Freiberger Kesselspezialist BBS begeistert Kunden weltweit mit maßgefertigten Lösungen

Frische Brötchen mit einer schönen Kruste, wohlgeformte Lollys, Polsterungsschaum für Bürostühle, flüssiges Rohöl aus der Ostsee – alles kein Problem für den Kesselanlagenhersteller BBS aus Freiberg am Neckar. Denn der Dampf aus BBS-Kesseln verhindert, dass Brötchen während des Backens Risse bekommen, er schmilzt Zuckermasse zu Lutschern, schäumt Polstermittel auf und erwärmt zähes Rohöl, so dass es aus den Meerestiefen über eine Pipeline an Land gepumpt werden kann.

Seit mehr als sechzig Jahren baut das Unternehmen aus der Region Stuttgart Dampf-, Heißwasser- und Thermoölkessel für industrielle und kommunale Projekte. Alle Anlagen sind speziell auf die individuellen Anforderungen der Kunden zugeschnitten. "Wir denken in Projekten und bauen nicht einfach auf Verdacht. Fast hundert Prozent der Anlagen sind Auftragsfertigungen. Unsere Kunden kommen mit einer Liste an technischen Anforderungen und wir entwerfen dann eine maßgeschneiderte Lösung", erklärt Geschäftsführer Rudolf Schwarzenberger das Erfolgsmodell seines Unternehmens.

Kunden in fast allen produzierenden Branchen

Die Kunden der Kesselhersteller kommen aus den unterschiedlichsten Wirtschaftszweigen: Neben der Lebensmittel-, Verpackungs- und Mineralölindustrie nutzen zum Beispiel die Krankenhäuser in Ludwigsburg und Bietigheim Dampfkessel der Freiberger Firma zum Kochen, Waschen, Sterilisieren von OP-Bestecken, zur Klimatisierung und zur Luftbefeuchtung. In der Möbelindustrie kommen Kesselanlagen bei der Oberflächenbeschichtung, der Herstellung von Spanplatten oder Kunststoffgartenmöbeln zum Einsatz. Das Baugewerbe verwendet sie zum Anwärmen von Betonmischungen, um auch bei kühlen Temperaturen arbeiten zu können. Weitere Anwendungsmöglichkeiten finden sich in der Chemie- und Kosmetikbranche sowie bei der Papierherstellung.

Vom Montagebetrieb zum weltweit bekannten Kesselhersteller

Die Ursprünge des Unternehmens gehen zurück auf die Gebrüder Friedrich und Karl Bay Senior. Beide gründeten nach dem zweiten Weltkrieg in Stuttgart-Münster eine kleine Montagefirma zur Wartung und Reparatur von Lokomobilen und dampfgetriebenen Maschinen, wie sie zum Beispiel in der Textilindustrie eingesetzt wurden. Seit den 1950er Jahren stellte die Firma auch eigene Dampfkessel her. Ende der 1960er Jahre zog das Unternehmen nach Bietigheim-Bissingen und ist nunmehr seit acht Jahren in Freiberg beheimatet, wo mehr Platz für den Bau größerer Kessel zur Verfügung steht.

Seit der Unternehmensgründung ist auch Karl Bay Junior mit im Geschäft. Er übernahm 1948 die Firma von seinem Vater und lenkte als Geschäftsführer 54 Jahre lang die Geschicke der Fabrik. Im Jahr 2004 entstand das Unternehmen BBS in seiner heutigen Form aus einer Fusion von Bay Wärmetechnik und Bay Engineering und Consulting mit Rudolf Schwarzenberger als neuem Geschäftsführer. Schwarzenberger lernte das Unternehmen schon während des Studiums kennen. "Ich kam als Praktikant und bin geblieben, zunächst als Exportmanager, dann als Geschäftsführer", beschreibt er seinen Werdegang. Das "Kesselurgestein" Karl Bay Junior – so Schwarzenberger über seinen Vorgänger – bleibt dem Unternehmen jedoch weiterhin erhalten. "Karl Bay ist mit seinen 84 Jahren immer noch in der Firma aktiv und reist mit uns zu Kunden in aller Welt. Im Geschäft mit individuellen Maßanfertigungen profitieren wir enorm von seinem Wissen und Erfahrungsschatz. Er sagt uns, was machbar ist und wovon man besser die Finger lässt", erklärt der jetzige Geschäftsführer.

Exportorientiert und international aufgestellt

Zwischen 60 und 85 Prozent der produzierten Anlagen exportiert das Unternehmen. Kessel von BBS stehen heute in mehr als 48 Ländern: in Europa ebenso wie in Israel, Ägypten, Kenia und Südafrika, Russland, China, Taiwan, Japan und Südkorea. "Angefangen hat alles in den 1960er Jahren in Kroatien, von wo auch viele unserer gewerblichen Mitarbeiter kamen. Inzwischen arbeiten wir in vielen Ländern schon mit der zweiten Generation von Vertretern zusammen", beschreibt Schwarzenberger die Entwicklung des Auslandsgeschäfts. Auch der bisher größte produzierte Kessel ging ins Ausland, genauer gesagt nach Litauen. "Mit 75 Tonnen Gewicht im Transportzustand passte er gerade noch, mit 15 Millimeter Spielraum, durchs Werkstor. Dann wurde der Kessel in Freiberg auf ein Schiff verladen und über Rotterdam ins Baltikum gebracht", erinnert sich Schwarzenberger an den denkwürdigen Auftrag. Auch die Abgeordneten des chinesischen Nationalen Volkskongress müssen nicht länger schwitzen oder frieren. Dafür sorgen Dampfkessel von BBS in der "Großen Halle des Volkes" in Peking. "Zu unserem weltweiten Erfolg trägt auch bei, dass es bei uns Leute gibt, die vier Sprachen beherrschen, von Englisch, Französisch, Russisch bis hin zu Arabisch oder Vietnamesisch. Deshalb können wir oft schon unsere Angebote in der jeweiligen Landessprache machen. Gleiches gilt für die zu unseren Maschinen gehörenden Dokumentationen", so der Geschäftsführer weiter.

Qualität ist, wenn der Kunde zurückkommt

Alle Anlagen – ob für den heimischen Markt oder für den Export – werden in Freiberg entwickelt und gefertigt. Das dreißig Mitarbeiter zählende Team besteht zu ungefähr gleichen Teilen aus Ingenieuren und Facharbeitern. Je nach Komplexität des Auftrags variiert die Produktionszeit von wenigen Wochen bis hin zu einem Jahr für sehr anspruchsvolle Anlagen. Auch wenn die Wettbewerbssituation nicht gerade einfach sei, habe sich BBS doch erfolgreiche eine Marktnische geschaffen, berichtet Schwarzenberger: "Mit Buderus, Loos und Viessmann haben wir sehr große Konkurrenten, die wir bei der Serienproduktion von Kesseln auch nicht schlagen können. Wir machen jedoch fast ausschließlich Maßanfertigungen nach den spezifischen Anforderungen unserer Kunden. Das ist unsere große Chance, da sind wir frech und haben auch vor den Großen wenig Respekt." Der Kunde bekomme bei BBS eine Komplettlösung aus einer Hand – vom Entwurf, über die Produktion und Vor-Ort-Inbetriebnahme, bis zur Dokumentation und Wartung, so der Geschäftsführer weiter. Containeranlagen – wie sie zum Beispiel an den russischen Gas- und Ölkonzern Gazprom nach Sibirien geliefert wurden – müssen nur noch angeschlossen werden und sind innerhalb kürzester Zeit betriebsbereit. Schwarzenberger: "Viele Kunden kommen auf Empfehlung, denn bei uns sind die Wege kurz. Bei Fragen rufen die Kunden direkt bei mir an und ich kümmere mich dann um eine schnelle Lösung."

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