Schon der erste Blick in das Gewächshaus macht klar: Hier kommt Hightech zum Einsatz. Pinke LED-Bänder durchziehen schier endlose Reihen von Tomatenpflanzen. Tropfrinnen fangen jeden noch so kleinen Rest von Gießwasser auf und leiten ihn weiter. Ein gelber Roboterarm sortiert die geernteten Tomaten nach Sorte und teilt sie den jeweiligen Verpackungsstationen zu.
Bei Hagdorn Tomaten in Eberdingen-Hochdorf züchten Karin und Heiko Hagdorn auf rund sechs Hektar Rispen-, Cocktail- und Snacktomaten. Für das Wohlergehen der Tomaten wird ausgefeilte Technik eingesetzt. „Uns ist vor allem wichtig, dass die Früchte gut schmecken“, macht Karin Hagdorn klar. „Und dafür muss sich die Pflanze wohlfühlen“, ergänzt ihr Mann Heiko.
Damit dies möglichst gut gelingt, hat die WRS den Tomaten-Produzenten Hagdorn mit dem Sensorhersteller Lehner aus Kirchheim/Teck und den Forschern der Staatsschule für Gartenbau in Stuttgart-Hohenheim zusammengebracht. Gemeinsam mit der Gärtnerei Vogler aus Stuttgart-Plieningen arbeiten Lehner, Hagdorn und die Gartenbauschule an einem Frühwarnsystem für Tomatenpflanzen. Das System soll erkennen, wenn den Pflanzen Wasser oder Nährstoffe fehlen oder ihnen Fressfeinde und Pilze zusetzen. Finanziell unterstützt wird das Projekt von der Europäischen Innovationspartnerschaft „Landwirtschaftliche Produktivität und Nachhaltigkeit“, dem Ministerium für den ländlichen Raum Baden-Württemberg und der Europäischen Union.
„Ein solches Frühwarnsystem würde unsere Arbeit erleichtern“, sagt Heiko Hagdorn. „Zwar tun wir jetzt schon viel für die Pflanzen, manche Risiken, wie zum Beispiel einen Pilzbefall, kann man aber nicht komplett eindämmen.“ Ein Frühwarnsystem würde dem Gärtner den Pilzbefall melden – noch bevor der Mensch erste Symptome überhaupt erkennen kann.
Die speziellen Sensoren für das Frühwarnsystem stammen von der Lehner GmbH. Die Sensoren können elektrische Signale messen, die die Pflanze aussendet. Geht es der Pflanze gut, sind die Signale andere, als wenn die Pflanze leidet.
Bei Hagdorn Tomaten werden die Signale von Tomatenpflanzen aufgezeichnet, denen es rund um gut geht. In der Staatsschule für Gartenbau in Stuttgart hingegen werden die Tomaten gezielt Stresssituationen ausgesetzt: Dürre, Temperaturschwankungen oder Schädlingsbefall. Die ermittelten Signale werden dann den jeweiligen Missständen zugeordnet.
Registrieren die Sensoren bei Hagdorn Tomaten dann ein Alarm-Signal, ist sofort klar, um welches Problem es sich handelt und es kann entsprechend reagiert werden. „Das Frühwarnsystem käme nicht nur uns, sondern vor allem den Pflanzen zugute und letztlich unseren Kunden“, sagt Karin Hagdorn. „Denn nur Pflanzen, denen es rundum gut geht, produzieren leckere Tomaten.“