Wirtschaftspolitische Strategie 2020 konkretisiert

Wirtschaftsförderung setzt auf nachhaltige Mobilität, industrielle Dienstleistungen, Stärkung des Verlagsstandortes und Arbeitgebermarketing

Die regionale Wirtschaftspolitik setzt dieses und nächstes Jahr besonders auf die Themen nachhaltige Mobilität, industrielle Dienstleistungen, Stärkung des Verlagsstandortes und Arbeitgebermarketing. Der Wirtschaftsausschuss hat gestern dem wirtschaftspolitischen Strategiepapier 2020 für die Jahre 2011 und 2012 zugestimmt, in dem konkrete Projekte genannt sind. "Mit diesen Schwerpunkten leisten wir einen Beitrag, die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen weiter auszubauen. Wir rüsten den Standort für die Anforderungen der Zukunft, damit Beschäftigung und Wohlstand in der Region Stuttgart langfristig gesichert werden", sagte Dr. Walter Rogg, Geschäftsführer der Wirtschaftsförderung Region Stuttgart GmbH (WRS).

Als eine von acht deutschen Modellregionen für Elektromobilität werden in der Region Stuttgart unterschiedlichste Fahrzeuge mit Elektroantrieb im Alltag erprobt. Im Einsatz sind 500 E-Bikes, 50 batteriebetriebene Mercedes-Kleintransporter, fünf Dieselhybridbusse und drei E-Boxster von Porsche. Die WRS koordiniert als regionale Projektleitstelle die Förderanträge und Projekte aus der Region und betreibt Marketing für die Region. Ein weiterer Antrag auf Bundesförderung folgt dieses Jahr. Neu erschienen ist der Kompetenzatlas Elektromobilität Region Stuttgart, der die vielfältigen Akteure und Kompetenzen der Region Stuttgart aufzeigt.

Industrielle Dienstleistungen bieten für Maschinenbaufirmen die Möglichkeit, sich ertragsstarke Geschäftsfelder zu erschließen. Zur Unterstützung der regionalen Unternehmen mit praxisnahem Wissen und zum Erfahrungsaustausch hat die WRS Veranstaltungsreihen und Netzwerke aufgebaut. In Zusammenarbeit mit den regionalen Kompetenzzentren werden vor allem auch kleine und mittlere Unternehmen für dieses Thema sensibilisiert und in der praktischen Umsetzung unterstützt. Zudem steht die Gründung eines Kompetenzzentrums zur industriellen Teilereinigung kurz bevor.

Auch zur Stärkung des Verlagsstandortes plant die regionale Wirtschaftsförderung gemeinsam mit der Hochschule der Medien in Stuttgart ein Kompetenzzentrum. Neue Verlagsprodukte und innovative Geschäftsmodelle sollen die Innovationskraft der Verlagsbranche stärken und sie bei der Anpassung an den aktuell stattfindenden Strukturwandel – Stichwort Digitalisierung – unterstützen.

Die Ansprache von Investoren konzentriert sich auf die Branchen alternative Antriebstechnologien, Produktionstechnologie, Umwelttechnologie sowie Engineering- und Kreativdienstleistungen. Dabei nutzt die WRS Messen in Stuttgart wie die Automatisierungsmesse Motek oder die derzeit laufende European Automotive Components Expo für Fachvorträge, Expertengespräche und weitere Veranstaltungsformate. Für Firmen aus dem Bereich Elektromobilität wird gemeinsam mit Partnern auf Landesebene ein Akquisekonzept erstellt. In Zusammenarbeit mit den Ansiedlungsagenturen Baden-Württemberg International und Germany Trade Invest wird die regionale Wirtschaftsförderung ihren geografischen Radius ausweiten und dabei punktuell auch eigene Akzente bei der Ansiedlungswerbung setzen.

Für Unternehmen aller Branchen wird die Gewinnung von Fachkräften eines der zentralen Themen des nächsten Jahres sein. Kleine und mittlere Unternehmen erhalten Unterstützung bei der Positionierung als attraktive Arbeitgeber. Regionsstände bei Fachmessen und Firmenkontaktmessen werben für die Region als Arbeitsort mit Jobs bei attraktiven Unternehmen. Auf Messen in ganz Deutschland bietet die WRS Career Walks für Absolventen und junge Fachkräfte zu Firmen aus der Region an und präsentiert über das Internet-Arbeitgeberverzeichnis Region Stuttgart Firmen mit ihren Einstiegs- und Karrieremöglichkeiten.

Werner Spec würdigte für die CDU-Fraktion diesen "wichtigen Überblick". Die Bereiche nachhaltige Mobilität und Wissenschaft/Forschung sollten noch stärker zu einer Strategie zusammengefasst werden. "Wir dürfen von anderen Regionen nicht überholt werden." Dr. Jürgen Zieger (SPD) sprach davon, dass das "zentrale Nervensystem der Wertschöpfung in der Region Stuttgart als Handlungsfelder benannt worden ist." Er wünschte einen mittelfristigen Zeit- und Maßnahmenplan, um das Erreichen der Ziele nachvollziehen und steuern zu können. Ulrich Deuschle (Republikaner) regte Effizienzkontrollen im Vergleich zu anderen regionalen Wirtschaftsförderungen an.

Zur Profilschärfung der WRS würde es sich nach Andreas Hesky (Freie Wähler) anbieten, in den drei großen strategischen Handlungsfeldern Schwerpunkte zu setzen. Die Projekte sollten in Absprache mit Vertretern der Wirtschaft priorisiert und im Idealfall auch mitfinanziert werden. Michael Lateier (Grüne) vermisste die Klammer zwischen den guten Aktivitäten einerseits und den Herausforderungen durch technischen, demografischen sowie Klimawandel andererseits. Schwerpunkte und Ziele sollten deutlicher formuliert werden.

Ronald Geiger (FDP) sieht als originäre Aufgaben der WRS die Gewinnung von Investoren und Standortmarketing. Innovation und Fachkräfte liegen seines Erachtens in der Verantwortung anderer Institutionen. Elektromobilität kann nur ein Baustein nachhaltiger Mobilität sein, so Wolfgang Hoepfner (Linke). Er sprach sich für eine regionale Unterstützung und Qualifizierung von Arbeitssuchenden aus.