Termin
23.09.2021, 09:00 - 18:00 Uhr„Ich sehe Science-Fiction als eine lebensnahe Technikfolgenabschätzung“, sagte der Berliner SF-Autor Karlheinz Steinmüller auf dem Podium 2020 – und beschrieb damit fast nebenbei den Kern der Next-Frontiers-Konferenz. Denn genau darum ging es den Wissenschaftlern aus den Bereichen Computing, Geobiologie, Sozial-, Medien- und Kulturwissenschaft und SF-Schriftstellern. Wie bewerten wir die allgegenwärtige Technik heute – und in welche Zukunft führt sie uns?
In diesem Jahr geht es um Quantencomputing, Bauen auf dem Mars und postfossile Städte, hier eine Kurzbeschreibung:
Quantencomputing
Kaum eine Zukunftstechnologie ruft ein so breites Spektrum an Reaktionen hervor wie das Quantencomputing. Begeisterung, Verwirrung, Furcht und ein sense of wonder, der sonst eher der Science Fiction vorbehalten bleibt – alles ist dabei. Dafür ist nicht nur die schwer verständliche Funktionsweise eines Quantencomputers verantwortlich. Es geht auch um die Auswirkungen, die zuverlässig funktionierende Quantencomputer auf die ganze Gesellschaft haben würden. Meteorologie, Kryptographie, Design, Künstliche Intelligenz, um nur ein paar wenige Sparten zu nennen: Alles, was wir auf diesen Gebieten bisher erreicht haben, würde plötzlich ziemlich alt aussehen. Oder reden wir hier vielleicht nur von einem wirklichkeitsfernen Hype? Wird der Quantencomputer ewig eine Technologie bleiben, die zwanzig Jahre in der Zukunft stattfindet?
Nachhaltig Bauen auf dem Mars
Leben auf dem Mars beschäftigt die Wissenschaft bereits seit dem 19. Jahrhundert. Wie Menschen tatsächlich im Weltraum überleben können, untersucht das Expertenteam „SONet“ (Sustainable Offworld Network), dem Dr. Gisela Detrell vom Institut für Raumfahrtsysteme der Universität Stuttgart angehört. Das von ihr konzipierte Lebenserhaltungssystem für die Stadt „Nüwa“ soll einmal eine Million Menschen auf dem Mars versorgen. Die Konzeptstudie sieht eine Stadt vor, die nicht nur nachhaltig ist, sondern auch expandieren und wachsen kann, ohne auf die Unterstützung der Erde angewiesen zu sein.
Was uns Menschen von Maschinen unterscheidet
„Das Geschichtenerzählen ist eine Kür, die Krone auf dem Kopf der Schöpfung. Und vielleicht ist es das Menschlichste überhaupt“, sagt Martina Clavadetscher in einem Interview über ihr Buch „Die Erfindung des Ungehorsams“. Gleichzeitig laufen wir angesichts riesiger Sprachmodelle und künstlicher Intelligenz gerade Gefahr, dass uns das menschlichste von Maschinen genommen wird: Geschichten schreiben. Oder nicht? Was macht uns Menschen eigentlich aus? Damit beschäftigt sich Clavadetscher in ihrem Roman – und greift damit auch eine gesellschaftliche Diskussion und philosophische Frage auf. Es gebe viel zu viele Eigenschaften, die wir mit Maschinen gemeinsam haben, betont sie: das Verhalten, Reaktionen, Reize, Stimulation, das Befolgen von Befehlen, die Programmierung durch Erziehung, durch die Gesellschaft. Was macht uns zu Menschen? Weswegen verhalten wir uns manchmal so fremdbestimmt? Ist der Mensch die traurigste Maschine? „Programme, die auf Optimierung ausgerichtet sind, würden über uns den Kopf schütteln, wenn das für sie keine Zeitverschwendung wäre“, konstatiert Clavadetscher. Doch genau diese Unterschiede sollten wir aus ihrer Sicht ehren und zelebrieren, was uns als Menschen ausmacht: das Irrationale, die Traurigkeit, Zeitverschwendung, Langeweile, die Fähigkeit zu lieben und das Geschichtenerzählen.
Die Journalistin Eva Wolfangel diskutiert mit Martina Clavadetscher darüber, was uns Menschen von Maschinen unterscheidet, den Zusammenhang zwischen Sprache, Bewusstsein und menschlicher versus maschineller Intelligenz, und natürlich ihre Prognose zu Fragen wie: Was davon können uns die Maschinen in Zukunft wegnehmen? Wo verschwimmen die Grenzen? Wo liegt unsere Einzigartigkeit und was erhoffen wir uns von maschineller Intelligenz – falls es diese überhaupt gibt?
Post-fossile Städte
Während sich die Corona-Krise erneut zuspitzt, fällt es schwer, an die viel größere Krise zu denken, die auf uns wartet: die Klimaveränderungen, die wir selbst provoziert haben. Nur hier und da dringen die Nachrichten von Waldbränden in Kalifornien und in Sibirien durch den Pandemie-Alarm. Aber die Klimakrise wird uns vor ganz andere Herausforderungen stellen als SARS-CoV-2. Nirgendwo wird das deutlicher als bei den massivsten Treibern der Klimakrise – den großen Städten. Wie sehen die konkreten Herausforderungen aus?
Die WRS ist Veranstaltungspartnerin. Alle Infos zum Kontress auf https://www.next-frontiers.de/de/